Wetterfest:
Das Team von der Caritas-Arbeitsgruppe Friedhof
greift auch bei
Minusgraden zu Spaten und Schüppe
. FOTO:
CVB/WAMERS
Brilon
. Einen ganz besonderen Arbeitsplatz hat das
neunköpfige Team der Arbeitsgruppe Friedhof des Caritasverbandes Brilon. Auf
dem Gottesacker im Herzen Brilons bereiten und erhalten sie bereits seit 1988 den
Menschen den Rahmen für eine würdevolle Beisetzung. Für die Arbeit auf dem
Gräberfeld brauchen die Mitarbeiter gleichwohl ein gesunde Natur – gestorben
wird immer, einerlei wie ungemütlich das Wetter, wie kalt der Winter ist –
sowie Pietät, Empathie und so manches Mal ein offenes Ohr für die
Hinterbliebenen. „Viele Menschen kommen zu uns und schütten ihr Herz aus“,
erzählte jetzt ein Mitarbeiter während des traditionellen Friedhofsgesprächs
zwischen Vertretern der Caritas, der Stadt Brilon und den beiden
Kirchengemeinden.
Die Arbeit auf dem Friedhof wandelt sich ebenso wie Lebensstile und Entwürfe
oder auch der Jahreskreislauf. So hat beispielsweise auch der Computer Einzug
gehalten und unterstützt heute die Logistik der letzten Reise. Über einen Online-Zugang
prüfen jetzt die Mitarbeiter die Friedhofsbelegung. Ebenso wandelt sich die
Grabwahl. „50 Prozent Urnen sind es heute schon“, sagte Reinhard Huxoll,
Beigeordneter Stadt Brilon. Tendenz steigend. Urnenbeisetzungen sind günstiger
und pflegeleichter, so lauten oftmals Gründe für die Wahl dieser
Bestattungsform, vor allem wenn die Hinterbliebenen weit entfernt wohnen. Im
Winter sind bei Beisetzungen besondere Muskel-, aber auch Maschinenkraft
gefragt. Bei lang anhaltenden frostigen Minusgraden muss das Friedhofs-Team zu
besonderen Gerätschaften greifen, um in das gefrorene Erdreich zu dringen.
Einer der beiden Bagger wird dann mit einem robusten Beton-Brecherarm bestückt,
der dann die Frostschicht aufprickelt. Zur Winterarbeit gehört auch die Pflege
des Maschinenparks und natürlich das Räumen und Streuen der Gehwege.
Stichwort Wege: Der Wegebau war auch Thema während des traditionellen
Friedhofsgesprächs auf dem Bauhof der Caritas-Friedhofsgruppe. Oberirdisch sei
manch Wegstück marode geworden, unterirdisch müsse die Kanalisation geprüft
werden. Arbeiten, welche die Kommune und Kirchengemeinden zusammen angehen
wollen. Vertreter aller beteiligten Institutionen wollen demnächst auf einer
„Friedhofskonferenz“ das strategische Vorgehen abstimmen. Auch kritische Töne
wurden auf dem Treffen gehört. So wurde vom Friedhofs-Team das mitunter
rücksichtslose Verhalten von Autofahrern, wenn ein Trauerzug zwischen den
beiden Friedhofsarealen passieren müsse, angemerkt. Weitere Ärgernisse und
Dauerreizthemen sind das illegale Müllabladen sowie Hundehalter, deren Gassi-Runde
zwischen den Gräbern herführt. Das müsse nicht sein. Ein Friedhof ist ein Ort
der Würde, der Einkehr und letzten Heimkehr. Und genau das solle man dem
Gottesacker auch ansehen, betonte Propst Dr. Reinhard Richter. „Der Friedhof
ist ein besonderer Erlebnisgarten für das Leben, deshalb sollte dort nicht nur
auf die Funktionalität geschaut werden. Es zählt auch die Ästhetik“,
unterstrich Propst Richter. Diesen Gedankengang nahm Engelbert Kraft, Fachbereichsleiter
Arbeit für Menschen mit Behinderung, mit Blick auf das Feld der Namenlosen gerne
auf: Bereits im vergangenem Jahr habe man gemeinsam das Ziel der optischen
Aufwertung des anonymen Grabfeldes durch das Aufstellen einer Stele, wo auf
Wunsch der Name des Verstorbenen genannt werden kann, vereinbart. Auch dieses
soll auf der Friedhofskonferenz besprochen werden, denn wie die Urnengrabwahl
steige auch die Tendenz zur anonymen Beisetzung. Allein im vergangenen Jahr
seien von der Verwaltung 15 sogenannte ordnungsbehördliche Bestattungen
organisiert und begleitet worden, berichtete Beigeordneter Reinhard Huxoll. Die
Schicksale dahinter stimmen traurig: Alleinstehend und arm in Einsamkeit
gestorben, oder zerstrittene Familien, die auch der Tod nicht über den Schatten
von Zwist, Zorn oder Geiz springen lässt.
Das Team der Friedhofsgruppe macht keinen Unterschied zwischen reich oder arm,
einsam oder gesellschaftlich angesehen: Den Vorangegangenen bereiten sie eine
würdige Ruhestätte, für die Hinterbliebenen gestalten sie den Gottesacker zu
einem einladenden Ort der Begegnung und Auseinandersetzung mit dem Diesseits
und Jenseits. Ein Anspruch, der sich herumgesprochen hat: „Ihre Arbeit wird von
der Öffentlichkeit sehr gewürdigt und geschätzt“, betonte Caritas-Vorstand
Heinz-Georg Eirund: „Zu mal diese Leistung Seite an Seite von Menschen mit und
ohne Behinderung vollbracht wird. Das ist Inklusion, die wir in diesem Dienst
leben.“