Brilon.
„Ich gehe hier jedes Mal mit vollem Herzen raus“,
lächelt Dagmar Schmidthermes und widmet sich wieder dem Lesestoff, den sie
heute mitgebracht hat. Ein farbig bebildertes Kinderbuch, eine Tiergeschichte.
Drei Bewohner des Caritas-Wohnhauses sind es heute, die gespannt an ihren
Lippen hängen.
Dagmar Schmidthermes kam durch ihre Freundin bereits vor einigen Jahren auf
die Idee, ihre freie Zeit dieser guten Sache in den Dienst zu stellen.
Hildegard Schwepper arbeitet im St. Hildegardhaus für Menschen mit Behinderung
im Betreuungsdienst und fragte ihre Freundin damals, ob sie zur Heiligabendmesse
in Altenbüren vielleicht kurzfristig im Fahrdienst einspringen könnte.
Der zuerst ungewohnte Kontakt zu den Menschen mit Behinderung entwickelte sich
bei Dagmar Schmidthermes schnell zu großer Sympathie. „Da ich selbst gerne
lese, hatte ich die Idee, ab und zu im Wohnhaus vorzulesen“, erzählt sie von
den Anfängen – und stieß damit auf große Resonanz. Mittlerweile gehört die
Lesestunde zum festen Programmpunkt im Hildegardhaus. Es gibt keine festen
Termine, sondern immer dann, wenn Dagmar Schmidthermes Zeit erübrigen kann,
spricht sie mit dem Betreuerteam die Vorlesestunde ab. „Die Zusammenarbeit
klappt ganz prima“, sind sich dabei alle Beteiligten einig.
„Bekomme hier soviel zurück“
Sie fühle sich hier so
pudelwohl, dass sie beim Vorlesen oft selbst die Zeit vergesse, schmunzelt
Dagmar Schmidthermes. Auch für andere Aktivitäten springt sie gerne
ehrenamtlich ein, wie bei Ausflügen nach Elspe oder beim Caritas-Karneval in
Scharfenberg. „Die Mitarbeiter hier können auf mich zurückgreifen“, sagt sie
und fügt hinzu: „Immer, wenn sich die Mitarbeiter bei mir bedanken, denke ich,
dass ich doch von den Bewohnern schon soviel zurückbekomme, dass es dem Danke
gar nicht bedarf.“
Und dass dies keine falsche Bescheidenheit ist, sondern aus vollem Herzen
kommt, merkt man Dagmar Schmidthermes an, sobald man sie gemeinsam mit den
Bewohnern erlebt. Am liebsten möchten alle direkt neben ihr sitzen, warten
gespannt auf Indianer- oder Weihnachtsgeschichten, fallen ihr immer wieder
überschwänglich in die Arme. Dabei ist sich Dagmar Schmidthermes auch ihrer
Verantwortung bewusst: „Es ist mir wichtig, hier auch Grenzen zu respektieren.
Meine eigenen Grenzen kann ich selbst abstecken, die Grenzen der Bewohner habe
ich zu respektieren und zu schützen.“
Das gelingt auch deshalb gut, weil die Ehrenamtlerin nicht auf sich allein
gestellt ist. Der direkte Austausch mit den hauptamtlichen Mitarbeitern und die
Begleitung durch Agathe Loch, die das Ehrenamt in den Diensten und
Einrichtungen der Behindertenhilfe koordiniert, helfen, wenn es zu Fragen oder
auch einmal zu Problemen kommt. Denn wohlfühlen sollen sich schließlich
Bewohner und Ehrenamtliche gleichermaßen.
Solange sie die Zeit hat, möchte sie sich auch weiterhin im Wohnhaus
engagieren. Dagmar Schmidthermes würde gerne die Gebärdensprache erlernen - um
sich auch zukünftig noch besser auf die Menschen mit Behinderung einstellen und
sich mit ihnen verständigen zu können.
Wer sich ebenfalls für die ehrenamtliche Mitarbeit beim Caritasverband Brilon interessiert, meldet sich einfach bei Koordinatorin Agathe Loch unter Tel. 02961 743213 oder 0151 29202103 oder in der Geschäftsstelle des Caritasverbandes Brilon (Tel. 02961 97190).
Dagmar Schmidthermes (Mitte) in fröhlicher Leserunde.