„
Schenk der Welt Caritas“:
Stimmte der extra für den Caritastag
gegründete Mitarbeiter-Chor den neu komponierten Caritas-Song an.
Brilon
. Zu einer Premiere der ganz besonderen Art hatte am
Samstagnachmittag der Caritasverband Brilon (CVB) eingeladen: Der Einladung zum
ersten Caritastag in der 67-jährigen Verbandsgeschichte folgten 550 Besucher.
Getreu dem Motto „Zwei Wege – ein Ziel: Haupt- und Ehrenamt gestalten Caritas“
erkundeten die Besucher aus den Dekanaten Hochsauerland-Ost und Waldeck in vier
Themenzentren die verschiedenen Tätigkeitsfelder des CVB.
In der Briloner Schützenhalle, wo gemeinsam der Auftakt und das Ende des Caritastages
mit einer Messe gefeiert wurden, präsentierte sich der Fachbereich Beratung und
Offene Hilfen mit seinen Angeboten. Auch das Ehrenamt zeigte die vielen
Facetten caritativen Engagements, das stark im kirchlich-pastoralen Raum verwurzelt
ist, wie der Stand des Dekanates Hochsauerland-Ost bewies. Die
Caritaskonferenzen hatten sich mit den sieben Werken der Barmherzigkeit
auseinandergesetzt, wie sie in der Bibel überliefert werden. Ein alter Text, der
aktueller nicht sein könnte und der sich mit den Kernaufgaben von Caritasarbeit
noch immer deckt: Pflege, Betreuung, Begleitung, Beratung, Unterstützung – mit
Herz, Hand und Verstand. Diesen Dreiklang konnten die Besucher auch in den
weiteren Zentren spüren. Mit Pendelbussen ging es in die St. Martin Werkstatt
am Mühlenweg, wo Einblicke in die Arbeit und Förderung der Beschäftigten sowie
in den Wirtschaftsstandort WfbM gegeben wurde. Eine Station weiter an der
Scharfenberger Straße hatte das Elisabethhaus, in dem der Fachbereich Behindertenhilfe
die verschiedenen Wohn-, Förder- und Betreuungsformen für Kinder, Jugendliche
und Erwachsene präsentierte, seine Türen geöffnet. In einem Rollstuhl-Parcours
und über einen Sinnespfad konnten die Besucher spüren, wie schnell kleine
Kurven und Höhenunterschiede zu Barrieren werden können. Im Seniorenzentrum St.
Engelbert wurden die Angebote und Dienste der Caritas-Alten- und Krankenhilfe
vorgestellt. Besonderes Interesse zeigten die Besucher für den Neubau, wo
Führungen in 20-Minuten-Takt stattfanden.
Neben den Präsentationen der 46 hauptamtlichen Dienste und Einrichtungen des
CVB und dem Engagement des Dekanates und Ehrenamtes wurde sich auch inhaltlich
mit den zukünftigen Zielen der Caritasfamilie auseinandergesetzt. Denn das Ziel
der Caritas ist klar formuliert: Not sehen und handeln. Davon leitet sich das
Leitbild des Verbandes ab: „Dem Menschen dienen“. Wie dieser Dienst der
Nächstenliebe in Zukunft gestaltet werden soll, dazu waren die Meinungen aller
Besucher gefragt. Neue Herausforderungen stehen an: Arm und Reich driften immer
schneller und weiter auseinander. Die Bürger werden zahlenmäßig weniger dafür
älter. Die Planungssicherheit in einer sich immer schneller wandelnden Technik-
und Wirtschaftswelt schwindet. Sowohl im privaten als auch im öffentlichen
Leben. Herausforderungen, mit denen sich auch Caritas auseinandersetzen muss.
„Dabei sind unserer sozialen Themen nicht wirklich populär“, sagte Heinz-Georg
Eirund, Vorstand CVB. „Wir werden in dieser Gesellschaft eher als belastender
Kostenfaktor gesehen. Dabei erreichen die hauptamtlichen Angebote und Dienste
des CVB tagtäglich 8.000 Menschen. Darüber hinaus unterstützen Ehrenamtliche in
unzähligen Stunden Menschen, die alt, krank, einsam, traurig oder
hilfsbedürftig sind.“ Dennoch: „In der Öffentlichkeit erfährt die Arbeit der
Wohlfahrtspflege zu wenig Würdigung“, kritisierte Vorstand Eirund. „Dabei ist
das, was wir ehrenamtlich und hauptamtlich als Caritasfamilie der Menschen
wegen tun, nicht nur der Fülle wegen unglaublich toll. Es ist auch seiner
Qualität wegen herausragend.“
Ein Standpunkt, den am Samstagnachmittag auch viele Besucher teilten: „Es ist
schön diese Gemeinschaft zu erleben. Und obwohl ich in der Caritas selbst aktiv
bin, wussten wir nicht, dass die Caritas so viele Seiten hat“, so ein
ehrenamtlicher Mitarbeiter. Eine Seite der Caritas erklang zum ersten Mal am
Abschluss des Tages – eine sehr musikalische Saite der Nächstenliebe: „Schenk
der Welt Caritas“, stimmte der extra für den Anlass gegründete Chor die jüngst
komponierte Hymne des Caritasverbandes Brilon an. Ein schöner emotionaler
Schlusspunkt des Familienfestes.
Im Nachgang des Caritastages werden jetzt die inhaltlichen Auseinandersetzungen und Aussagen der Besucher aufgearbeitet, die während des Festes an Stellwänden mit Meinungspunkten gesetzt worden waren.