Bad Wildungen / Berlin. In den 70 Kliniken des Müttergenesungswerkes nehmen jährlich 50.000 Mütter, 2.000 Väter und über 70.000 Kinder an Kurmaßnahmen teil. Zu dem Klinikverbund gehört auch die Mutter-Kind-Klinik Talitha in Bad Wildungen, die aufgrund der Corona-Pandemie schließen musste - so wie nahezu alle Einrichtungen in Deutschland. Die Kliniken sind auf die Gesundheit und Vorsorge von Familien spezialisiert. Es sind also existenzielle Angebote, welche die Keimzelle der Gesellschaft zusammenhält. Dennoch sind die Kliniken in Existenznot. Für sie gibt es noch keinen Corona-Schutzschild.
"Aber wir brauchen einen Schutzschild für diese Rehabilitations- und Vorsorgekliniken", fordert Heinz-Georg Eirund, Vorstand des Caritasverbandes Brilon, dem Träger der Mutter-Kind-Klinik Talitha. Auch dort gehen die Mitarbeitenden in Kurzarbeit. DieForderung nach einem Rettungsschirm fußt auf mehreren Gründen: "Zwar sind die Einrichtungen auf behördliche Anordnung geschlossen, dennoch laufen Personal- und Sachkosten weiter. Um die Existenz der Kliniken zu sichern, brauchen wir Finanzierungssicherheit", so Vorstand Eirund. Diese liegt noch nicht vor. "Während der Rettungsschirm für die Kliniken in Berlin weiter diskutiert wird, werden wir gleichzeitig konkret von den Ländern angefragt, Notfallstationen mit Krankenhausersatzbetten einzurichten, optional auch in unserer Klinik Talitha", so Eirund weiter. "Natürlich helfen wir gerne, dass wir gemeinsam die Corona-Krise überwinden können. Dafür brauchen wir Helfer dringend Hilfe in Form von Planungssicherheit."
Die Bedeutung von Mutter-Kind-Kliniken wird zukünftig auch gewichtiger, ist sich Andrea Twardella, Leiterin der Mutter-Kind-Klinik Talitha, sicher. Ausgangsbeschränkungen, geschlossene Kindertagesstätten und Schulen, Homeoffice, Kurzarbeit, Arbeitsplatzverlust: "Familien müssen aktuell nicht nur neue, sondern gleichsam sehr intensive Herausforderungen meistern", weiß die Diplom Sozialpädagogin und Systemische Familientherapeutin. Nicht immer gelingt dieses. Soziale Isolation, häusliche Gewalt, körperliche und psychische Überlastungen werden steigen. Problemlagen, die schwer, oftmals auch gar nicht von Familien alleine gelöst werden können.
"Und das müssen sie auch nicht, denn in den Kliniken gibt es uns Experten", betont Andrea Twardella: "Wir helfen Müttern und Vätern mit ihren Kindern, Krisen zu bestehen und danach ihr Leben gestärkter, selbstbestimmter und gesünder zu führen." So gehören beispielsweise Stressbewältigung und Entspannung zu den Schwerpunkten der Klinik Talitha. In Bad Wildungen werden jährlich 16 dreiwöchige Mutter-Kind-Kuren durchgeführt. Allein im vergangenen Jahr waren es 559 Mütter mit 828 Kinder. "Vor diesem Hintergrund fordern wir einen Corona-Rettungsschirm für die Kliniken", unterstreicht Vorstand Heinz-Georg Eirund.
Info-Kasten: Forderung nach einem Rettungsschirm und Online-PetitionDie Bundesregierung hat die Rehabilitations- und Vorsorgekliniken für Mütter und Väter nach § 111a SGB V bisher nicht im Corona-Rettungsschirm berücksichtigt. Dadurch ist deren Überleben gefährdet. Zurzeit ist ein neues Rettungs-Paket der Regierung in Arbeit. Das Müttergenesungswerk, die Träger und Teams hoffen, dass im neuen Paket die Kliniken Ausgleichszahlungen erhalten. Die Zeit drängt.
Wer helfen möchte, Mutter-Kind-Kliniken wie Talitha zu retten, kann sich an der Online-Petition beteiligen. Dazu bitte hier klicken.