Brilon.
„Es
ist genau so, wie wir es uns vorgestellt haben!“ Waltraud
Gonschor
und Lothar
Stahlschmidt
strahlen. Seit einem knappen
Jahr wohnen beide nun zusammen im Ambulant Betreuten Wohnen und sind sich nicht
nur in dieser Frage einig.
Für den Besuch wird frischer Kaffee gebrüht, der Kamin im Flur verbreitet
angenehme Wärme und im Wohnzimmer ist rasch Platz gemacht zwischen zahlreichen
Puppen, die Waltraud
Gonschor
mit Leidenschaft
sammelt.
Bereits seit 2004 wird der Bereich „Ambulant Betreutes Wohnen (ABW)“ für
Menschen mit Behinderungen beim Caritasverband Brilon angeboten. Im Raum
Winterberg z .B. als Nachsorge für die ehemaligen Bewohner des Wohnheims „Haus
Nordhang“, aber auch in Brilon und Bad Fredeburg waren und sind Mitarbeiter in
der ambulanten Betreuung von Menschen mit Behinderungen tätig.
Das Ambulant Betreute Wohnen ist Teil eines Netzwerkes an Hilfeleistungen. Es
besteht ein regelmäßiger Austausch mit den stationären Einrichtungen, wie den
Wohnhäusern und den Werkstätten für Menschen mit Behinderungen.
Auch Lothar
Stahlschmidt
arbeitet in der
Caritas-Werkstatt im Briloner Mühlenweg. Dort hat er auch vor 23 Jahren
Waltraud kennen gelernt, die mittlerweile berentet ist. Ihr Zuhause ist ihr
elterliches Haus mitten in
Thülen
. „Ich habe schon
lange überlegt, Lothar zu mir zu holen“, lächelt sie. Morgens stehen sie
gemeinsam auf, und wenn er nachmittags von der Arbeit heimkommt, hat sie
bereits das Essen fertig. Ein ganz normales Paar eben. Dass tatsächlich alles
so „normal“ ablaufen kann, ist auch der Unterstützung der gesetzlichen Betreuer
der beiden sowie der Mitarbeiterin des Caritasverbandes Uschi
Kosse
zu verdanken. Regelmäßige Treffen und Besuche sorgen
dafür, dass alles Hauswirtschaftliche gut klappt, Behördengänge reibungslos
verlaufen oder einfach Fragen und Probleme geklärt werden können. Auch wenn das
Paar die Weihnachtsfeiertage gemeinsam alleine verbringen wird, sind sie nicht
einsam. Die Kontakte zur Nachbarschaft sind gut und die Nachbarskinder kommen
häufig vorbei. Für Waltrauds runden Geburtstag werden Gäste erwartet. Natürlich
backt sie dafür den Apfelkuchen selbst – und serviert ihn mit frischem Kaffee,
während Lothar bereits das Wohnzimmer aufgeräumt hat. Eben wie ein ganz
normales Paar.
Hintergrund:
Erwachsene
Menschen mit geistiger oder psychischer Behinderung oder einer Suchterkrankung,
die Eingliederungshilfen benötigen, können mit ambulanter Unterstützung in
ihrer eigenen Wohnung oder in einer Wohngemeinschaft leben und werden dabei von
Sozialpädagogen, Sozialarbeitern sowie Therapeuten und Pflegekräften begleitet
und betreut. Gemeinsam werden dabei Handlungsstrategien entwickelt, die den
Umgang mit der Behinderung erleichtern sowie die Bewältigung des täglichen
Lebens ermöglichen sollen. Das Ziel für den Menschen mit Behinderung soll
soviel Selbständigkeit wie möglich sein
.
Das Ambulant Betreute Wohnen stellt dabei eine
notwendige und sinnvolle Ergänzung im Hilfsangebot des Caritasverbandes Brilon dar,
der so über ein kompaktes Angebot bestehend aus drei Möglichkeiten ambulanter
Hilfe sowie die stationäre Hilfe verfügt. Der Forderung des Gesetzgebers
„ambulant vor stationär“ wird damit Rechnung getragen.