Winterberg.
Es ist wie in jeder WG: putzen, Staub saugen, Wäsche
waschen, Geschirr spülen – alles muss getan werden. Und das bekommen die drei
gestandenen Männer, die hier in der Außenwohngruppe von Haus Nordhang wohnen,
auch richtig gut hin.
„Chronisch mehrfach beeinträchtigte Abhängigkeitskranke“ – so im Fachdeutsch –
werden seit rund 15 Jahren in der Winterberger Einrichtung des Caritasverband
Brilon begleitet und betreut. Sowohl im Stammhaus Haus Nordhang in Altastenberg
als auch in den zwei Außenwohngruppen. In einer dieser WGs lebt auch Heribert
A. Das Leben meinte es nicht immer gut mit dem 51-Jährigen, der nach dem
plötzlichen Tod seiner Freundin Anfang 2004 zum zweiten Mal die Hilfe des
Suchttherapeuten-Teams in Anspruch nehmen musste. „Das waren die schlimmsten
Monate meines Lebens“, erzählt Heribert A. und fügt hinzu: „Aber zum Glück
konnte ich wieder zurück ins Haus Nordhang!“
Das hat ihn nach eigenem Empfinden gerettet. Mit seiner Krankheit geht er offen
um, erzählt ohne Scham, was ihn aus der Bahn geworfen hat, aber auch, was ihn
jetzt wieder auf dem Weg und abstinent hält.
Die Mischung aus Selbständigkeit in den eigenen vier Wänden sowie die
geordneten Bahnen, die er tagsüber im Haus Nordhang erlebt, sind für ihn das
Richtige. In einer festen Tagesstruktur geht er dort verschiedensten
Beschäftigungen nach: Renovierungsarbeiten, Küchendienst und vor allem die
Mitarbeit im Winterberger Warenkorb füllen seinen Alltag aus. Meist ist er in
Arbeitskluft anzutreffen – immer bereit mitanzupacken. Und auch im Heimbeirat
engagiert er sich.
Nach einem geschäftigen Tag genießt Heribert A. dann den Feierabend in der
Wohngemeinschaft. Zusammen mit Hans-Dieter W. und Hans S. meistert er den
WG-Alltag. Einmal die Woche schaut ein Mitarbeiter vom Haus Nordhang herein,
mit dem evtl. Fragen geklärt werden können.
„Hier habe ich mein Reich für mich, wo ich die Ruhe nach der Arbeit genießen
kann“, erzählt A., als er sich auf sein Sofa setzt, wo er gerne Musik hört.
Auch mit seiner Nachbarschaft versteht er sich gut. Da kann auch Elke S.
vom Blumenladen nebenan nur zustimmen: „Wir helfen uns hier gegenseitig. Und
wenn ich mal einen starken Mann brauche, ist Heribert sofort zur Stelle!“ Auf
den regelmäßigen Kontakt legt die Floristin großen Wert: „Wir melden uns
gegenseitig regelmäßig bei einander, um zu wissen, dass es dem anderen auch gut
geht.“
Dass auf der anderen Seite ausgerechnet eine Kneipe benachbart ist, macht
Heribert A. nichts aus: „Damit habe ich kein Problem.“ Und selbst wenn es am
Wochenende dort mal lauter werden sollte, sieht er das gelassen. Ärger mit den
Mitmenschen koste schließlich nur Nerven, schmunzelt er.
Heribert A. fühlt sich wohl in seinem Leben. Und wenn es doch einmal schwierige
Situationen geben sollte, weiß er, dass es genügend Menschen gibt, deren Türen
für ihn offen stehen!
Heribert A. in „seinem Reich“. Hier genießt er die freie Zeit nach getaner Arbeit.