(v. l.) Heinz-Georg Eirund (Vorstand CVB), Matthias Kerkhoff
(Landtagsabgeordneter), Dr. Patrick Sensburg (Bundestagsabgeordneter)
Wolfgang
Diekmann (LWL-Landschaftsversammlung), Heinz Hillebrand
(Vors. Caritasrat) und Wilfried Fobbe (stellv. Vors. Caritasrat.
FOTO: CVB/ WAMERS
Brilon. Der Einladung des Caritasverbandes Brilon (CVB) zu einem Arbeitsgespräch zu aktuellen Herausforderungen der Wohlfahrtspflege folgten jetzt der Bundestagsabgeordnete Dr. Patrick Sensburg, der Landtagsabgeordnete Matthias Kerkhoff und Wolfgang Diekmann, Mitglied der LWL-Landschaftsversammlung. Die Themen: Zukunftssicherung der Hilfen für Familien, Chancen und Problemstellungen in der Kranken- & Altenhilfe, Sicherung der Wohnhausplätze für Menschen mit Behinderung sowie die Vereinbarkeit von Familie und Beruf mit Blick auf die Gründung eines Betriebskindergartens.
Eine
Themenpalette, die bundesweit diskutiert wird, die in einer ländlich geprägten Region,
wie dem Sauerland, jedoch besondere Herangehensweisen erfordert und gleichwohl
besondere Herausforderungen in sich birgt. Stichwort: Sozialraum und natürlich
die Menschen, die darin leben. An diesem richten sich die Angebote und Dienste
des CVBs aus – und das in allen Bereichen des Lebens: Arbeiten, Freizeit, Wohnen,
von Jung bis Alt. „Das tun wir auch, um die Region mit ihren Dörfern zu
stärken“, betonte Vorstand Heinz-Georg Eirund: „Dafür werden die Angebote
verstärkt dezentralisiert. Wir gehen weg von der Komm-Struktur. Wir gehen
dahin, wo die Menschen sind und uns brauchen.“ Beispiele dafür wären
Beratungsangebote in allen Städten des Altkreises, wie Hilfen, die direkt die
Menschen in ihren Nahraum erreichen. Die Familienpflege hält die Betreuung und
Versorgung im Haushalt aufrecht, auch wenn ein Elternteil beispielsweise wegen
Krankheit ausfällt. Die Sozialpädagogische Familienhilfe begleitet Familien auf
ihren Weg aus Krisensituationen zurück zu einem strukturierten und
selbstständigen Lebensalltag. Es sind präventive und ambulante Angebote mit dem
Ziel, den Menschen ein selbstständiges Leben in der eigenen Wohnung zu
ermöglichen. Eine Zielsetzung, welcher auch der Gesetzgeber wie die
Kostenträger folgen. Es heißt: ambulant vor stationär. Dazu gehören auch
Angebote, die ältere Menschen über die Sozialstationen erreichen. Diese
Angebote sind politisch gewollt und werden von der Gesellschaft auch gebraucht.
„Allerdings ist das Risiko für die Träger mitunter immens hoch“, sagte Vorstand
Eirund. So sei die Refinanzierung bei Einsatz von Fachkräften nicht auskömmlich.
Qualifizierte Mitarbeiter seien aber gebraucht, um Menschen in Krankheit und
Krisen zu begleiten. „Und Qualität hat ihren Preis“, so Eirund. Andernorts
hätten Träger die Familienhilfe bereits eingestellt. Vor Ort für den Altkreis
Brilon soll das jedoch nicht geschehen: Gespräche mit dem Hochsauerlandkreis
werden geführt, der seit Jahren das Angebot der Familienhilfe fördert und damit
landesweit ein positives Alleinstellungsmerkmal besitzt, bemerkte Wolfgang
Diekmann, LWL-Landschaftsversammlung. „Unser gemeinsames Ziel sollte sein,
diesen Dienst für die Menschen zu erhalten“, forderte Heinz Hillbebrand,
Vorsitzender Caritasrat.
Änderungen der Rahmenbedingungen seien auch in der Alten- und Krankenhilfe von
Nöten, ansonsten „drohe dem System der Kollaps“, sagte Vorstand Eirund.
Gefordert wurden eine angemessenere Reduzierung der Dokumentations-,
Verwaltungs- und Prüfkultur sowie ein zu verbessernder
Pflegebedürftigkeitsbegriff. Veränderungen erzwinge letztendlich der
demographische Wandel. „Deshalb müssen wir auch die Pflegeberufe stärken“,
betonte Bundestagsabgeordneter Patrick Sensburg. „Und schauen, wie wir
Nachwuchskräfte für die Region rekrutieren“, ergänzte Landtagsabgeordnete
Matthias Kerkhoff. Ein Schritt sei, das Land attraktiv zu halten. Dafür setzt
der CVB verstärkt auf Quartiersarbeit. Eine neue Projektstelle, die innovative
Angebote für Senioren, wie begleitete Einkaufstouren, technische Hilfen im
Alltag oder Gruppen für pflegende Angehörige, koordiniert, wurde eingerichtet.
Ebenso liegt ein Konzept für einen Betriebskindergarten vor. „Sicherlich ein
Standortfaktor“, sagte Patrick Sensburg, „den die Unternehmen als Investition
in die Zukunft erkennen sollten“. Gerade auf dem Land, wo „sich der
Quartiersgedanke anders darstellt als in Ballungszentren“, so Matthias
Kerkhoff.
„Wir sind innovativ und aufgeschlossen für Veränderungen“, schloss Vorstand
Heinz-Georg Eirund, „aber wir wollen nicht immer allein alle Risiken tragen.
Für die Menschen wollen wir ein verlässlicher Partner auf ihren Lebenswegen
sein und bleiben.“