Brilon/Lublin. Viele Senioren wünschen sich trotz
Pflegebedürftigkeit, möglichst lange ihren gewohnten Lebensstil in den eigenen
vier Wänden zu bewahren. Versorgt werden sie von Angehörigen oder ambulanten
Pflegediensten, so wie derzeit über 1,5 Millionen Pflegebedürftige in
Deutschland. Ein besonderes Angebot der häuslichen Versorgung hält die Caritas
Deutschland in Kooperation mit der Caritas in Polen vor: „Caritas24 – zu hause
gut betreut“, heißt das Kooperationsprojekt, bei dem geschulte Arbeitskräfte
aus Polen in Deutschland pflegebedürftige Menschen im Alltag unterstützten.
Auch der Caritasverband Brilon ist ein Projektpartner, der jetzt von Wieslaw
Kosicki, Caritasdirektor in Lublin, besucht wurde.
Austausch und Begegnungen werden bei dem Projekt „Caritas24 – zu hause gut
betreut“ bewusst gepflegt, um sich von anderen Angeboten abzugrenzen. „Oftmals
finden Beschäftigungsverhältnisse in der häuslichen Pflege zwischen
ausländischen Arbeitnehmern und deutschen Arbeitgebern in einer rechtlichen
Grau- bis Schwarzzone statt“, weiß Karen Mendelin, Fachbereichsleiterin der
Alten- und Krankenhilfe des Caritasverbandes Brilon e.V.. Bei dem
Caritasangebot werden hingegen tariflich festgelegte und sozialversicherungspflichtige
Verträge aufgesetzt und eingehalten. Betreut und begleitet werden die
polnischen Pflegekräfte sowie deren Auftraggeber im Verbandsbereich von der
zweisprachigen Koordinatorin Mariola Grieger und ihrer Stellvertreterin Mariola
Mühlenbein, die jetzt gemeinsam mit Fachbereichsleiterin Karen Mendelin an
einer Konferenz der polnischen und deutschen Koordinatorinnen im Projekt
„Caritas 24“ in Paderborn teilgenommen haben. Dort war als Gast und
Projektpartner der Priester und Caritasdirektor Wieslaw Kosicki aus Lublin
angereist.
Die polnischen Projektpartner berichteten von der Akquise neuer Arbeitskräfte,
die in ihrem Heimatland nicht nur in Büroräumen, sondern ganz nah bei den
Menschen in der Kirche erfolgt. In vielen Gotteshäusern der Gemeinde Lublin
sind Informationstafeln aufgestellt, die auf die Arbeitsmöglichkeit im
Nachbarland aufmerksam machen. Mundpropaganda spiele ebenfalls eine wichtige
Rolle, mitunter auch von der Kirchenkanzel.
Einen Eindruck von der Arbeit seiner Landsleute in der Ferne holte sich
Caritasdirektor Wieslaw Kosicki bei einem mehrstündigen Besuch in Brilon. An
der Seite von Fachbereichsleiterin Karen Mendelin und Koordinatorin und
Dolmetscherin Mariola Grieger besuchte er einen Haushalt, in dem seit November
vergangenen Jahres eine Haushaltshilfe tätig ist. Der interkulturelle
Hausbesuch war mehr als ein Kaffeekranz: Der Caritasdirektor wollte
hospitieren, also genau hinschauen, hören und mit anpacken, um sich einen
möglichst realistischen Eindruck vom deutsch-polnischen Lebensalltag zu
verschaffen.
Neugierig auf die Lebenswelt von Senioren in Deutschland geworden, besuchte
Wieslaw Kosicki auch das Seniorenzentrum St. Engelbert, das Tagespflegehaus St.
Petrus und Andreas sowie die Sozialstation Brilon. Naturgemäß interessierte
sich Kosicki in seiner Position als Caritasdirektor für die Arbeit und Angebote
des gesamten Caritasverbandes Brilon, deshalb gehörten zu einem ersten
Kennenlernblick über die Verbandslandschaft auch die Stippvisite in der
Werkstatt für Menschen mit Behinderung Hinterm Gallberg sowie der Besuch des
Kindergartens St. Andreas dazu.
Info
Seit Projektbeginn im Oktober 2010 waren 18 Frauen aus Polen im Einzugsgebiet
des Caritasverbandes Brilon beschäftigt. Die Beschäftigung erfolgt
sozialversicherungspflichtig und wird zeitlich individuell vereinbart. Die
Tätigkeiten umfassen hauswirtschaftliche und pflegerische Alltagshilfen sowie
soziale Betreuung. Koordiniert und begleitet wird die Arbeit von den
Sozialstationen des Caritasverbandes.
Informationen über die Vermittlung von polnischen Haushaltshilfen erteilt Karen Mendelin, Fachbereichsleiterin Alten- und Krankenhilfe im Caritasverband Brilon, unter Telefon 0 29 61 – 9 71 90 oder via E-Mail k.mendelin@caritas-brilon.de
Weitgereist: Caritasdirektor Wieslaw Kosicki aus Lublin ließ sich von Mariola
Grieger, Koordinatorin der polnischen Haushaltshilfen, durch die Einrichtungen
des Caritasverbandes Brilon führen. Dazu gehörte auch ein Besuch der
Werkstätten Hinterm Gallberg.
FOTO: KAREN MENDELIN / CARITASVERBAND BRILON