Offene Runde: Beim traditionellen Friedhofsgespräch tauschen sich die Akteure, die sich um den städtischen Friedhof kümmern, aus. Für die Vierer-Kooperation sprachen Bürgermeister Christof Bartsch (Stadt Brilon, hintere Reihe v. rechts), Marion Wigge (Katholische Kirche), Pfarrer Rainer Müller (Evangelische Kirche, vorne v. l.), Heinz-Georg Eirund (Vorstand Caritasverband Brilon) und Engelbert Kraft (Fachbereichsleiter Arbeit für Menschen mit Behinderung Caritas Brilon, rechts).Foto: Caritas Brilon / Sandra Wamers
Brilon. Es ist eine landesweit einmalige Kooperation, die bereits seit 1988, also seit 29 Jahren, besteht: „Dass ein Friedhof von den beiden Kirchen, der Stadt Brilon und der Caritas gemeinsam organisiert, geführt, gestaltet und verwaltet wird, gibt es in ganz NRW nur bei uns in Brilon“, betonte Heinz-Georg Eirund, Vorstand Caritasverband Brilon, beim jährlichen Friedhofsgespräch. Bei diesem festen Termin im Jahreskalender treffen sich die Kooperationspartner zu einer informativen Frühstücksrunde auf dem Areal der Friedhofsgruppe der Caritas-Werkstätten St. Martin. Dort werden wichtige Anliegen gehört und zukünftige Vorhaben in offener Runde angesprochen. Ein bedeutender Termin, denn „auch unser Friedhof ist ein wichtiges Aushängeschild der Stadt“, betonte Bürgermeister Dr. Christof Bartsch.
Zum Auftakt des Treffens blickte Engelbert
Kraft, Fachbereichsleiter Arbeit für Menschen mit Behinderung beim
Caritasverband Brilon, auf das vergangene Jahr zurück. 2016 in Zahlen: „Die
Bestattungen waren leicht rückläufig“, bilanzierte Kraft. 137 Bestattungen
waren es insgesamt, in 2015 waren es 164. Hingegen hält ein
Trend weiter an: die Urnenbestattungen. 52
Urnengräber sowie 32 Beisetzungen in der Urnenwand waren es in 2016. In
Erdgräbern fanden 53 Verstorbene ihre letzte Ruhestätte. Die traditionelle
Bestattungsform im Grab mit Sarg hat sich damit auf ein Drittel reduziert.
„Eine gesellschaftliche Entwicklung, die wir nicht ausblenden dürfen“, sagte
Pfarrer Rainer Müller von der evangelischen Kirchengemeinde Brilon auch mit
Blick auf die Gestaltung der Friedhofsanlage. „Die Wünsche der Menschen und
damit die Bedarfe sollten wir ohne Bewertung betrachten, dafür ernst nehmen“,
so Pfarrer Müller. „Auch bei uns wird immer wieder nach einem Friedwald gefragt“,
ergänzte Bürgermeister Bartsch.
Zu einem Friedwald weit außerhalb der Stadt
äußerte sich Pfarrer Müller eher kritisch. Zum einen der Erreichbarkeit im
Winter wegen, zum anderen wegen der Trauerarbeit. „Im Nachhinein wünschen sich
doch viele Menschen, einen festen Erinnerungsort für die verstorbenen
Angehörigen zu haben. Einen Ort, an dem man nicht nur gedenken, sondern auch
etwas Persönliches ablegen kann. Das ist im Friedwald eher schwierig.“ Pfarrer
Müller brachte deshalb lieber eine „kleine Lösung“ in die Runde ein, denn – so
sein Eindruck – den „Menschen geht es nicht um den großen Wald, sondern um die
Bäume“. Und solch ein „schöner Platz unter einem schattigen Baum“ könnte flächenmäßig
auf dem Städtischen Friedhof durchaus angelegt werden. Das Stichwort dazu: Metallröhren,
welche in die Erde eingelassen werden. Das ist eine neue Bestattungsform. Die Urnen-Beisetzung
erfolgt dabei in einer Familien- oder Gemeinschafts-Röhre, die mit einem
Metall-Deckel verschlossen wird, der auch mit Namen, Daten oder Symbolen graviert
werden kann. Die Urnen-Röhren werden um einen Baum gruppiert und ebenerdig
eingebracht. Die Grabpflege ist dadurch sehr unkompliziert. Andernorts werden bereits
solche Erdröhren-Felder belegt.
Über die neuen Ideen soll im Verlauf des Jahres
gemeinsam gesprochen werden, ebenso über alte Themen wie die Wegeführung, die
sanierungsbedürftig ist. Zuletzt wurde noch ein leider leidiges Dauerthema von
den Beschäftigten der Friedhofsgruppe der Caritas-Werkstätten St. Martin, in
deren Händen die Pflege der Anlage liegt, angesprochen: Hundekot auf dem
Gräberfeld. Den dürfte es eigentlich nicht geben, denn das Schild am
Friedhofseingang zeigt klipp und klar: Hunde verboten. Uneigentlich gehen die
Gassi-Runden auf dem Gottesacker weiter.
Info:
Kooperation
Der
Städtische Friedhof in Brilon wird gemeinsam von der evangelischen und
katholischen Kirchengemeinde sowie der Stadt Brilon betrieben und verwaltet. Im
Auftrag der beiden Kirchengemeinden führt bereits seit 1988 die Friedhofsgruppe
der Caritas-Werkstätten St. Martin die Pflege der Anlage aus. Zu den Dienstleistungen
gehören unter anderem: Sammeln und Sortieren des Abfalls, Winterdienst auf den
Hauptverbindungswegen, Ausheben und Einebnen der Gräber, Pflege der Urnenfelder,
der Grünflächen, Wege und Anlagen. In der Verantwortung der Kirchengemeinden
und Stadt liegen der Erhalt und die Befestigung der Wege.