Brilon.
Mit der Kampagne „Kein Mensch ist perfekt“ wirbt die
Caritas im Jahr 2011 für eine neue Sichtweise von Menschen mit Behinderung.
Wie relativ der Begriff „Behinderung“ ist, beweisen gerade in Brilon Menschen
mit Behinderungen, die dort leben, arbeiten und sich auf verschiedenste Art in
das Gemeindeleben einbringen.
Die Zwischenbilanz der Jahreskampagne stellten nun Vertreter des
Caritasverbandes Brilon sowie drei behinderte Beschäftigte im Rathaus der Stadt
Brilon Bürgermeister Franz Schrewe vor. Caritas-Geschäftsführer Heinz-Georg
Eirund sprach der Stadt dabei große Anerkennung aus, dass Brilon sich
behindertenfreundlich und offen für alle Arten von Behinderungen zeige und in
besonderem Maße auch die Vereine vor Ort dies mittragen. Der Caritasverband
Brilon bietet derzeit über 140 Menschen mit Behinderung eine Heimat im
stationären Wohnen sowie 660 Beschäftigten mit Behinderung Arbeit in den
insgesamt fünf Werkstattstandorten in Brilon und Marsberg. Darüber hinaus
werden verschiedene Angebote im ambulant betreuten Bereich gemacht, die sich
auf Wohnen, Arbeit und Freizeitgestaltung erstrecken.
Heinz-Georg Eirund betonte, dass Menschen mit einer Behinderung nicht nur als
Kostenfaktor gesehen werden dürften. Gerade in Brilon schaffe die
Behindertenhilfe auch Arbeitsplätze und realisiere Bauvorhaben im gesamten
Altkreis. Die Stadt Brilon erlebe man dabei stets als Solidaritätspartner, so
Eirund.
Aktionstag auf Briloner Marktplatz
Eine der herausragenden Aktionen der Behindertenhilfe schilderte
Werkstattleiter Engelbert Kraft. Im Rahmen des alljährlichen Europäischen
Protesttages gegen die Ausgrenzung von Menschen mit Behinderung war der
Caritasverband Brilon mit einem Aktionsstand zum Briloner Autosalon Anfang Mai vertreten.
Mit verschiedenen Thesen zu den Lebensbedingungen von Menschen mit Behinderung
war man mit zahlreichen Passanten in Dialog getreten. Hans-Joachim Freund,
Beschäftigter in den Caritas-Werkstätten und Klient des Ambulant Betreuten
Wohnens, war am Aktionsstand mit dabei. Er berichtete von den fast
ausschließlich positiven Rückmeldungen vor Ort. Auf den sogenannten
Inklusionstafeln der Aktion Mensch waren Thesen von „Behinderte Menschen können
entscheiden, wo und mit wen sie wohnen möchten“ bis zu „Behinderte Schüler
beeinträchtigen nicht das Lerntempo von Schülern ohne Behinderung“ zu lesen,
für die grüne Punkte als Zustimmung und rote Punkte als Ablehnung verteilt
werden konnten. Nicht immer war die Entscheidung schnell gefällt. Oftmals
regten die Formulierungen auch zu kontroversen aber auch konstruktiven
Diskussionen an – ganz so, wie sich die Lebenswelt für Menschen mit Behinderung
eben auch gestaltet. Die Beschäftigten und Bewohner der Behindertenhilfe
zeigten dabei, dass sie sich selbst gut für sich und ihre Belange einsetzen
können. „Viele der Passanten hatten sich bereits zu den Themen Gedanken gemacht
und wir haben dann gemeinsam viele Überlegungen angestellt“, erzählte
Hans-Joachim Freund dazu.
Mit den verschiedenen Aktionen über das Jahr 2011 verteilt, soll das Thema
Inklusion vor allem nachhaltig in den Köpfen der Menschen verankert werden und
darüber hinaus für entsprechende Auswirkungen im Zusammenleben und den
Rahmenbedingungen der Menschen mit Behinderung sorgen.
Dazu gehört auch die „Vereinsarbeit“, die der Caritasverband Brilon anbietet:
mithilfe einer Mitarbeiterin für Ehrenamt werden Vereine dabei begleitet, wenn
sie sich für Menschen mit Behinderung öffnen möchten. „Dass dieses für die
Vereine auch ein besonderes Maß an zusätzlicher Lebensfreude bedeutet, möchten
wir gerne deutlich machen“, so Heinz-Georg Eirund. Das konnte auch
Bürgermeister Franz Schrewe bestätigen, der nicht nur am alle zwei Jahre
stattfindenden Schützenfest für Menschen mit und ohne Behinderung teilnimmt,
sondern auch als Sitzungspräsident beim schon traditionellen Caritas-Karneval
in Scharfenberg immer wieder selbst sehr viel Freude erlebt: „Schützenfest und
Karneval sind auch für Menschen ohne Behinderung eine große Nummer hier in der
Region.“
Für die kommenden Monate hat der Caritasverband Brilon noch einiges in Sachen Inklusion vor. So ist ein Kunstprojekt mit dem Madfelder Künstler Boris Sprenger geplant sowie ein Musikprojekt mit dem Chorverband. Außerdem wird man am 30. Juli beim Caritastag zum Liborifest in Paderborn der Verleihung des Pauline-von-Mallinckrodt-Preises entgegenfiebern. Hier ist die Behindertenhilfe des Caritasverbandes Brilon nominiert, d. h. konkret das langjährige ehrenamtliche Engagement des Stadtschützenverbandes Brilon, der sich nicht nur regelmäßig beim Schützenfest der Caritas-St.-Erhard-Schützen für Menschen mit und ohne Behinderungen tatkräftig einsetzt, sondern den Caritas-Schützen allgemein große Unterstützung bietet. Weiterhin für das Projekt, in dem Menschen mit Behinderung im Briloner Warenkorb mitarbeiten und so einen wichtigen Dienst für die Gesellschaft leisten.
Vertreter der Behindertenhilfe des Caritasverbandes, Vorstand und Geschäftsführung sowie Menschen mit Behinderung trafen sich zum Austausch mit Bürgermeister Franz Schrewe im Briloner Bürgersaal.