WP:
Mit der Enzyklika
„Deus Caritas est“ von Papst Benedikt XVI wird die Aufgabe der Caritas neben
der Liturgie
und der Verkündigung
besonders herausgestellt.
Eirund: Diese Enzyklika ist
ein Geschenk für alle ehrenamtlichen und hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter in der Caritas. Sie hebt das konkrete Handeln an Menschen durch
Menschen besonders hervor. Ich freue mich für alle Mitarbeiter, dass das
überaus hohe und manchmal selbstlose Engagement hierdurch von höchster Stelle
gewürdigt worden ist. Wie heißt es im Text der Enzyklika: Die Menschen, die Not
leiden, brauchen die „richtige“ fachliche Zuwendung. Sie brauchen aber auch und
vor allem „Menschlichkeit“, sie brauchen die „Zuwendung des Herzens“. Dafür
stehen wir als Caritasverband Brilon.
WP:
Sicherlich nicht ganz
einfach, angesichts der zahlreichen Kürzungen die Sie schon hinnehmen mussten
und die noch drohen.
Eirund: Sie haben recht. Die
Not der Menschen wird größer und die Leistungen des Staates werden abgebaut.
Deshalb stehen wir als erstes an der Seite der Menschen, die ein Handicap
haben. Dennoch müssen wir die Notlage des Staates und dessen Bedürftigkeit
sehen. Wir haben in den vergangenen Jahren durchaus Kürzungen akzeptiert und
haben organisatorisch darauf reagiert. Das hat allerdings Grenzen. Man kann
nicht die gleiche hohe Qualität fordern und den Preis dafür deutlich nach unten
drücken. Dann muss auch akzeptiert werden, dass die Leistung geringer wird. Es
ist nicht zu verantworten, dass letztlich alles zu Lasten der Mitarbeiter geht.
Würden Verwaltungsstrukturen abgebaut, wären sicherlich erheblich Kosten
einzusparen.
WP:
Beobachtet man die
Entwicklung des Caritasverbandes Brilon, so sind doch deutlich Innovation
und Weiterentwicklung zu sehen.
Eirund: Richtig! Stillstand
in unserer Entwicklung wäre allerdings auch fatal. Ich bin sehr froh, dass wir
gemeinsam mit dem Vorstand und den Leitungen unserer Dienste und Einrichtungen,
aber auch unter Einbeziehung von Mitarbeitern, immer wieder nach vorne denken
und entsprechend der Bedürfnisse der Menschen neue Angebote entwickeln.
WP:
Was würden Sie
antworten, wenn wir den Caritasverband Brilon als Unternehmen bezeichnen
würden?
Eirund: Dann würde ich Ihnen
antworten. Ja, das ist korrekt, aber setzen sie bitte das Wort „sozial“ davor.
Ein Wohlfahrtsverband wie der Caritasverband Brilon mit über 530
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in 34 Diensten und Einrichtungen, muss sich
als Sozial-Unternehmen verstehen. Alles andere ist fahrlässig. Wir bedienen uns
natürlich aller gängigen operativen und strategischen Managementinstrumente der
Betriebswirtschaft und der innovativen Steuerung. 91% unserer Einnahmen sind
Leistungserträge, die nur erzielt werden, wenn z. B. die Pflegedienste
entsprechend ausgelastet sind oder die stationären Einrichtungen belegt sind.
Das Risiko hierfür tragen wir ganz alleine. Auch der Wettbewerb steigt in allen
Bereichen der sozialen Landschaft. Dafür sind wir gut aufgestellt.
WP:
Dennoch gibt es immer
wieder Spendenaktionen.
Eirund: Das ist der Spagat
zwischen Wirtschaftlichkeit und Wohlfahrtspflege. Diese Spendenmittel sind
unbedingt erforderlich für die Bereiche, die wir nicht aus eigener Kraft
refinanzieren können. Dazu gehört z. B. die Hilfeleistung und Beratung von
Menschen, die oftmals ohne eigenes Verschulden in Not geraten sind,
Hausaufgabenhilfe, Sprachkurse und vieles mehr. Den Ehrenamtlichen,
die Haussammlungen durchführen,
gebührt dabei großer Respekt.
Die Not in diesem Land wächst. Nicht
zuletzt durch das große gesellschaftliche
Problem der Arbeitslosigkeit. Das erkennen wir auch an der steigenden
Kundschaft in unserem Warenkorb für nachgewiesen bedürftige Familien und
Einzelpersonen.
Manuela
Decker