Brilon.
Sie hatten sich einen sommerlichen Tag ausgesucht für
ihr Zusammentreffen: die Vinzenzbrüder aus dem Erzbistum Paderborn trafen sich am
24. April zu ihrem Diözesantag in diesem Jahr in Brilon.
Von Attendorn bis Witten gibt es in der Diözese Paderborn mittlerweile 20
Vinzenzkonferenzen. Die Briloner Gruppe besteht seit vier Jahren und vereint
momentan elf aktive Herren in dem als überwiegend männliches Pendant zur
Caritaskonferenz geltenden ehrenamtlichen Dienst.
Nach einer gemeinsamen Eucharistiefeier in der Propsteikirche eröffnete
Diözesan-Vorsitzender Manfred Schulte die Veranstaltung im benachbarten
Pfarrzentrum. Brilons Propst Dr. Reinhard Richter begrüßte rund 70 Gäste und
wünschte allen ein „gutes Miteinander“ an diesem Tag.
Manfred Schulte dankte der gastgebenden Vinzenzkonferenz für ihr „großes Engagement“,
das sie in den erst vier Jahren ihres Bestehens bereits gezeigt hatten. Für die
Aufgabe, dem Patron der Vinzenz-Bewegung, Vinzenz von Paul, nachzueifern,
wünschte er allen anwesenden Vinzenzbrüdern „viel Kraft“.
Brilons Bürgermeister Franz Schrewe nutzte die Gelegenheit, vor allem den
auswärtigen Gästen in einem „Parforceritt durch Brilons Geschichte“ ein Bild
der Hansestadt zu vermitteln. Bei einem späteren sonnigen Stadtrundgang konnte
dieser Eindruck dann noch einmal vertieft werden.
Für den Caritasverband Brilon als Träger der örtlichen Vinzenzkonferenz dankte
der 2. Vorsitzende Dr. Reinhold Döbbeler den Vinzenzbrüdern für ihr Tun, „wenn
sprichwörtlich Not am Mann ist“. Anerkennend hob er hervor, dass die
Vinzenzbrüder „den Nächsten nicht aus den Augen verlieren!“
Mit wunderbaren Melodien aus „Die Kinder des Monsieur Mathieu“ leitete der
Kinderchor der Propsteigemeinde unter Leitung von Susanne Lamotte von den
Grußworten über zum Vortrag des Erzbischofs Hans-Josef Becker. Dieser bedankte
sich für die Einladung und trug seine Grundsatzrede zur „Perspektive 2014“ zwar
mit Nachdruck, aber doch volksnah und humorvoll vor. Zu Beginn forderte er ein
gleichberechtigtes Nebeneinander der drei kirchlichen Säulen Liturgia, Martyria
und Diakonia bzw. Caritas. Letztere – die Nächstenliebe – als Lebensbereich
stand im Mittelpunkt seiner Ausführungen, die der Erzbischof in verschiedene
Eckpunkte unterteilte.
Netzwerke bilden – Synergien nutzen
Kirchliche Strukturen werden sich zukünftig verändern. Um weiterhin eine
„Kirche vor Ort zu sein“, müssen Caritas und Pastoral, also die gemeindlichen
Angebote und Strukturen, kooperieren und mithilfe der Caritaskoordinatoren
Vernetzungen schaffen. „Zu diesen Lernprozessen möchte ich Sie ermuntern“,
forderte der Erzbischof die Anwesenden auf. „Caritative Dienste und
Einrichtungen sind Begegnungsorte des Kirchlichen“ und so müssen auch die
Mitarbeiter in diesen Diensten „die christliche Ausrichtung“ aktiv gestalten,
was voraussetzt, dass sie selbst in diesem Bereich gefestigt sind. „Das ist
Corporate Identity im besten Sinne“, so Erzbischof Becker.
Synergien entdecken und darauf gestützt verlässlich zusammenarbeiten – da in
Zukunft die Präsenz der Seelsorger vor Ort deutlich geringer wird, sei eine
Bündelung von Kräften unbedingt erforderlich, um weiter für alle Menschen da
sein zu können. Besonders für diejenigen „am Rande der Gesellschaft“. Eine im
Erzbistum Paderborn gegründete Projektgruppe, die die Orientierung an den Armen
und Notleidenden als Kernkompetenz von Kirche und Caritas herausstellt,
beschäftigt sich mit eben diesen Netzwerkstrukturen.
Eine „andere Gestalt von Kirche“ wird es zukünftig geben. Dabei sind haupt- und
ehrenamtlich Tätige gleichermaßen aufgerufen, den gemeinsamen Wertehorizont
weiter zu tragen und umzusetzen.
„Missionarisch Kirche sein“, aus Nächstenliebe handeln, sich ehrenamtlich
engagieren und im pastoralen Rahmen, in der Gemeinde, seiner Berufung als
Christ nachkommen – diese vier Grundzüge sieht Erzbischof Hans-Josef Becker als
Basis einer möglichen „Pastoralvereinbarung“.
Besondere Bedeutung kommt dabei dem Ehrenamt zu. Mit Blick auf die
Papst-Enzyklika „Deus caritas est“ von 2006 stellt Becker fest: „Caritas ohne
Ehrenamt ist keine Caritas!“ Damit ist der Kreis zum Wirken der Vinzenzbrüder geschlossen.
„In der Hoffnung, dass dieser kostbare Schatz in unserer Kirche immer erhalten
bleibt“, sprach der Erzbischof den Vinzenzkonferenzen noch einmal großen Dank
und Anerkennung aus. Ihre Arbeit sei friedensstiftend und Ausdruck konkreter
Nächstenliebe.
Nach gemeinsamem Mittagessen und Stadtführung konnten die Vinzenzbrüder die
Regularien ihrer sich anschließenden Mitgliederversammlung schnell abarbeiten
und ein Wiedersehen auf Diözesanebene im nächsten Jahr vereinbaren.