Brilon
. Das Leben verändert sich im
Alter. Verschlechtern, würden viele sagen. „Aber diese Meinung teilen wir nicht“,
sagt Karen Mendelin, Fachbereichsleiterin Alten- und Krankenhilfe im
Caritasverband Brilon: „Es sind die Ansprüche und Anforderungen, die sich
ändern. Und das tun sie genau genommen ein Leben lang.“ Die Köpfe vom
Caritasverband Brilon arbeiten daran, diese veränderten Ansprüche und
Anforderungen zu erkennen, um – dort liegt der Dreh- und Angelpunkt – die
Verhältnisse den Ansprüchen anzupassen. „Und nicht umgekehrt“, betont Karen
Mendelin. Welche Ansprüche haben Menschen, die älter werden, an ihre
Lebensverhältnisse? Das ist die Leitfrage, die dem Konzept des neuen
Seniorenzentrums St. Engelbert zugrunde liegt.
Wöchentliche Baubesprechung:
(v. l. im Uhrzeigersinn) Karen Mendelin
(Fachbereisleiterin Alten- und Krankenhilfe), Kai Pöttgen (Pflegedienstleiter
Seniorenzentrum St. Engelbert), Dietmar Bange (Architekturbüro), Elvira Heinig
(Vertreterin Mitarbeiterschaft), Heinz Hillebrand (Vors. Caritasrat), Friedhelm
Henze (Fachingenieur), Bernd Caspari (Hausmeister), Reinhold Niggemann
(Architekt) , Annette Thamm (Leiterin Seniorenzentrum St. Engelbert) und
Heinz-Georg Eirund (Caritas-Vorstand).
Für einen grundlegenden Ansatz braucht es keine große Analyse von Daten und
Zahlen, sondern es reicht das Bauchgefühl: Die Menschen wollen teilhaben am
Leben. „Und das passiert, wenn sie mitten drin sind“, weiß Annette Thamm,
Leiterin des Seniorenzentrum St. Engelbert. Diese Einsicht ist buchstäblich zu
verstehen. „Unsere Bewohner schätzen es, im Zentrum von Brilon zu leben.“
Dieser Zentrumsgedanke bewog auch die Planer, den Neubau von St. Engelbert an
Ort und Stelle zu belassen. Mitten in Brilon bleibt das Seniorenzentrum St.
Engelbert als Ort der Begegnung drei Gehminuten vom Marktplatz entfernt
bestehen und wird darüber hinaus noch weiter ausgebaut. Dazu gehört die Öffnung
des Hauses für Vorträge, Empfänge und als geselliger Treffpunkt für Bewohner,
Bürger und Angehörige. „Mit dieser Vernetzung im Quartier folgen wir der
Überzeugung, dass Menschen einerlei welchen Alters, ob mit oder ohne
Behinderung, immer die Möglichkeit haben müssen, den Puls des Lebens zu spüren“,
betont Heinz-Georg Eirund, Caritas-Vorstand. Darüber hinaus ist dieser
Quartiersgedanke nach dem Leitsatz „Nicht nur dabei, sondern Mittendrin“ auch
im Wohn- und Teilhabegesetz verankert.
Ein Zentrum im Zentrum wird darüber hinaus auch durch facettenreiche Alltagsangebote
entstehen. Im Erdgeschoss von St. Engelbert können die Bewohner auf Wunsch
Termine bei der Fußpflege oder beim Friseur machen. In einem Lädchen gleich
neben an kann der Einkauf erledigt werden, wenn es die besondere Creme oder die
gewohnte Sorte Kaffee sein sollte, oder der Weg zu den Geschäften in der
Einkaufszone zu lang wird. Damit ersparen sich die Bewohner Wartezeit samt
Lieferservice und erhalten zugleich ihre Selbstständigkeit. Das gilt auch für
den Besuch in der hauseigenen Bibliothek, dem Bistro- sowie Internet-Café. St.
Engelbert wird auch das Informationszentrum für Ratsuchende sein. „Wir wollen
Betroffenen und Angehörigen alle Möglichkeiten von Angeboten und Hilfen an
einem Ort bieten“, betont Einrichtungsleiterin Annette Thamm: „Die Vernetzung
von ambulanten, teilstationären, ergänzenden und stationären Leistungen stellt
das besondere Markenzeichen der Durchlässigkeit innerhalb des Seniorenzentrum
St. Engelbert dar.“ Das heißt konkret: Die Sozialstation und auch die Kurzzeit-
und Tagespflege werden in Zukunft unter Engelberts Dach zu finden sein, nebst
dem Mietwohnen sowie das betreute Wohnen in den 26 angegliederten Appartements.
Info:
Stichwort Demenz
Bereits heute sind 50 Prozent der
Bewohner von St. Engelbert von demenziellen Erkrankungen unterschiedlichen
Grades betroffen. Auch bundesweit steigen die Zahlen. Die gesammelten
Erfahrungen bei der Pflege und Betreuung von demenziell Erkrankten fließen auch
in das Neubaukonzept für St. Engelbert ein. Ein separater Lebensbereich nach
dem familiennahen Wohngruppenkonzept mit Orientierungshilfen,
Gemeinschaftsräumen und alltagsbezogener Lebensgestaltung, in dem auch das
Bedürfnis nach Mobilität gefahrlos ausgelebt werden kann, wird eingerichtet.
Die Bauabschnitte im Überblick
Im neu entstehenden Anbau des Seniorenzentrum St. Engelbert, der den
Bestandsbaukörper in westlichen Bereich ergänzt, wird die stationäre Versorgung
für insgesamt 73 Bewohner in drei Wohnebenen angeboten, davon 63 Plätze im
Neubau (Bauabschnitt 1), sowie 10 Plätzen im modernisierten Bestandsgebäude (Bauabschnitt
2). In den Neubau werden 5,5 Millionen Euro investiert. Der Um- und Einzug ist
für Mitte Juli anvisiert.
In zwei weiteren Bauabschnitten wird der 53-jährige Altbau zu einem modernen
Seniorenzentrum, unter anderem mit Tagespflege, Sozialstation und Räume für
Begegnungsmöglichkeiten, Friseur oder Internetcafé, umgebaut. Pflegebedürftige
Menschen können Kurzeit- und Verhinderungspflege in Anspruch nehmen. Der zweite
Bauabschnitt beginnt, wenn der Neubau steht. Investiert werden 4,5 Millionen
Euro in die Sanierung und den Umbau des Altbaus. Im Bestandsgebäude werden die
Wäscherei und die Küche des Caritasverband Brilon zentralisiert, wobei die
Zentralküche als Integrationsbetrieb geplant ist. In einer abschließenden
Bauphase werden die angegliederten Mietwohnungen renoviert, energetisch modernisiert
sowie behindertengerecht und barrierefrei ausgebaut.