Brilon/Paderborn.
Brauchen Paare Prävention gegen sexualisierte Gewalt?
Eine der wichtigen Fragen, mit der sich die sexualpädagogische
Arbeitsgemeinschaft der Behindertenhilfe des Caritasverbandes Brilon im letzten
Jahr intensiv auseinandersetzte. Schnell war man sich einig und organisierte
einen Bildungsurlaub für Menschen mit Behinderung, die in einer Partnerschaft sind,
im Paderborner IN VIA-Tagungshaus.
Dort besuchten neun Paare mit Behinderungen die Präventionsveranstaltung, die durch
die Caritas-Stiftung für das Erzbistum Paderborn, die Stiftung der Caritas-Behindertenhilfe
Brilon und den
Verein zur Förderung von Menschen mit Behinderungen
Brilon e. V
. unterstützt wurde.
Eines dieser Paare sind Vivian Weist und Carsten Frohne. Beide sind seit 2010
in der Caritas-Werkstatt Hinterm Gallberg im Berufsbildungsbereich beschäftigt,
wo sie sich auch kennengelernt haben. Seit nun rund einem Jahr sind sie ein
Paar.
„Es wurde uns viel erzählt und erklärt, aber auch wir hatten zu vielem etwas zu
erzählen“, berichtet Vivian Weist, die die Woche als „eine gute Erfahrung“ und
„richtig spannend“ erlebt hat.
Es sei zunächst sehr ungewohnt gewesen, über das Thema Sexualität zu sprechen,
bestätigt auch Carsten Frohne, „aber dann wurde es doch immer lockerer“. Auch
der Austausch mit den anderen Paaren, mit denen man auch jeweils abends noch
etwas unternehmen konnte, hat beiden dabei besonders gut gefallen.
Neben vielen Gesprächen gab es für die Teilnehmer auch ganz praktische
Erlebnisse, wie in der sogenannten Körperbildarbeit. Hier wird gezielt nach
bildhaften Vorstellungen gefragt, sie dürfen lebendig werden, Gestalt annehmen
und in Bewegung gebracht werden.
Grundlage jeder Prävention ist eine fundierte Aufklärung, denn nur wer sich,
seinen Körper und seine Gefühle kennt, kann erkennen, wo Grenzen verletzt und
überschritten werden. So nahm das Wissen um das eigene und das andere
Geschlecht einen großen Raum in den Arbeitseinheiten ein. Aber auch Themen wie
schlechte und gute Gefühle, schlechte und gute Berührungen, Methoden sich zu
wehren standen auf der Tagesordnung.
Für die meisten Teilnehmer war es ungewohnt, offen über sexuelle Themen zu
reden, so dass ein gemeinsamer Sprachgebrauch erarbeitet wurde. Mit vielen
Bildern, Zeichnungen und anderen Hilfsmitteln konnten Fragen beantwortet
werden. Mit Hilfe von speziell für die Sexualpädagogik entwickelten Puppen
wurden Situationen veranschaulicht, denn gerade in der Bildungsarbeit mit
Menschen mit Behinderungen sind visuelle Hilfsmittel sehr wichtig.
Am Ende der Woche wünschten sich viele Teilnehmer eine Wiederholung dieser
Bildungsfreizeit. So auch Vivian und Carsten, die „als Paar einiges gelernt
haben“, wie sie selber sagen. „Weitere Angebote, auch geschlechterspezifisch,
sind auch in diesem Jahr angedacht“, erzählt Daniela Bange,
Präventionsfachkraft in der Werkstatt Hinterm Gallberg. Dann werden Vivian und
Carsten sicher wieder mit dabei sein.