Hallenberg.
Aus dem dreimonatigen Praktikum im Herbst 2010 wurde
im Dezember fĂĽr Andre Althaus ein Arbeitsplatz in der KĂĽche des
Caritas-Seniorenzentrums St. Josef in Hallenberg.
Soweit nichts Ungewöhnliches. Doch Andre Althaus ist kein Mitarbeiter wie jeder
andere. Mit einer geistigen Behinderung bekam der heute 22-Jährige zunächst
einen Werkstattarbeitsplatz beim Caritasverband Brilon und fĂĽhlte sich dort
nach Absolvieren des Berufsbildungsbereichs in der KĂĽche der Werkstatt Hinterm
Gallberg auch sehr wohl. „Es war dann irgendwann klar, dass Andre auch
außerhalb der Werkstatt gefördert werden sollte“, erzählt Integrationsassistenz
Michael Linnemann, der als Vermittler zwischen Caritas-Werkstätten und äußerer
Arbeitswelt tätig ist. Eine Veränderung wäre nun gut – da waren sich auch Andre
und seine Eltern schnell einig.
Dass sich nun gerade im Caritas eigenen Seniorenzentrum ein Praktikumsplatz
realisieren lieĂź, war ein groĂźes GlĂĽck. Nicht nur, dass dieser fĂĽr Andre
Althaus, der in Braunshausen bei seinen Eltern wohnt, in Hallenberg fast um die
Ecke liegt. Auch die Wege innerhalb der Caritas-Strukturen sind kurz und viele
Modalitäten besonders unkompliziert zu regeln. So wurde der Dienstplan auf
Andres Busfahrzeiten abgestimmt und Hallenbergs Chefkoch Werner Steinmetz ist
als Ansprechpartner für alle Beteiligten stets zur Stelle: „Es ist wichtig,
sofort miteinander zu sprechen, wenn es nötig ist – nicht erst, wenn das Kind
bereits in den Brunnen gefallen ist!“
Nicht wie rohes Ei behandeln
Auch die direkten Mitarbeiter von Andre Althaus wissen, wie sie mit ihm
umgehen mĂĽssen und haben mittlerweile das entsprechende FeingefĂĽhl entwickelt.
Doch wie ein rohes Ei wird er dabei nicht behandelt. „Lob und Kritik bekommt er
gleichermaßen, wie alle anderen auch“, erklärt Werner Steinmetz, der betont,
wie wichtig Andres Part im KĂĽchenteam ist.
So gestaltet sich dann auch der Arbeitsalltag von Andre Althaus recht
abwechslungsreich: Er organisiert die Kisten für den Mahlzeitendienst „Essen
auf Rädern“, schnippelt Gemüse, bereitet Salate zu, schlägt Desserts mit Sahne
auf, fĂĽllt ab, portioniert, garniert. Die Liste ist lang. Besonders, da er in
der Mittagszeit dann in den Seniorenwohnbereichen weiterhin seine Dienste
anbietet und Kaffee kocht, Tische deckt, Kuchen aufträgt und später auch wieder
alles abräumt. Bei den Senioren in St. Josef ist er beliebt – besonders bei den
Seniorinnen.
„Für unsere Senioren, auch für die dementen, hat er einfach ein Händchen“,
bestätigt auch Beate Heimbach-Schäfer, Leiterin des Seniorenzentrums.
Bettina Althaus, Andres Mutter, zeigt sich ebenfalls zufrieden mit der
Situation: „Andre hat sich toll entwickelt, ist selbständiger und offener
geworden und erzählt sehr viel von seiner Arbeit. Und mittlerweile macht er
zuhause so tolle Salate – da reiche ich als Mutter fast nicht dran!“
Und Andre Althaus selbst? Er strahlt, sobald er von seiner Arbeit in der KĂĽche,
seinen Kollegen, aber auch den Senioren, die er immer wieder trifft, erzählt:
„Hier macht mir einfach alles Spaß!“ Es gefalle ihm besonders, dass er vieles
selbständig erledigen darf.
Also alles ganz einfach?
Damit tatsächlich auf Dauer alles gut läuft, nicht nur Andre, sondern auch
Kollegen, Vorgesetzte und die Familie sich wohlfĂĽhlen, braucht es intensive
Begleitung und den festen Willen, die Situation immer neu zu bewerten und sich
den Schwierigkeiten zu stellen. Andres Vertrag läuft daher zunächst bis zum 30.
Juni dieses Jahres. Dann werden alle Beteiligten gemeinsam Bilanz ziehen und
entscheiden, wie es weiter läuft. Die Optionen heißen weiterhin
AuĂźenarbeitsplatz, Werkstatt oder sogar der Ăśbergang in den ersten
Arbeitsmarkt. Keiner der Wege ist ganz einfach, aber alle sind eine Ăśberlegung
wert.
Könnte Andre Althaus allein entscheiden, dann hieße auch nach dem 30. Juni sein
Arbeitsplatz weiterhin „Küche des Seniorenzentrums St. Josef in Hallenberg“.
Haben gut lachen: Koch Gerd Schnorbus und Andre Althaus (von links) schwingen gemeinsam den Schneebesen.