Brilon.
Ob
Alkohol oder jegliche andere Drogen – gerade Jugendliche testen auch in diesem
Bereich ihre Grenzen aus. Dabei ist die Gefahr des riskanten Konsums bis hin
zur Abhängigkeit jederzeit gegeben, gleichzeitig aber nicht zwingend.
Simone Ricke, Dipl. Sozialarbeiterin, Suchttherapeutin und Mitarbeiterin der
Sucht- und Drogenberatungsstelle des Caritasverbandes Brilon e.V., machte in
einem Vortrag innerhalb der Medizindialoge des Krankenhauses Maria Hilf in
Brilon detailliert auf die Gefahren in diesem Bereich aufmerksam und gab
insgesamt Einblick in Verhaltensweisen und Konsumverhalten bei Jugendlichen.
Zwar hatte nur eine kleine Zuhörergruppe den Weg zum Vortrag gefunden, doch
ergaben sich zwischendurch und auch im Anschluss interessante Diskussionen.
Nicht alle Jugendlichen, die beispielsweise Alkohol konsumieren sind auch
gleichzeitig Komasäufer, nicht jeder Joint führt direkt in die Abhängigkeit.
Gleichzeitig seien die verschiedenen Suchtmittel aber niemals zu unterschätzen,
so Simone Ricke. Ob aus „normalem“ Konsum ein sog. riskanter oder auch
missbräuchlicher Konsum wird oder die Grenze zur Abhängigkeit schon
überschritten wurde, lässt sich vor allem nur durch interessiertes und
Vertrauen schaffendes Hinschauen erkennen. Hier sind Eltern und Lehrer, aber
auch Arbeitgeber, Sozialarbeiter und alle, die mit Jugendlichen umgehen,
aufgerufen, eine Basis zu schaffen, die dem Jugendlichen hilft, selbst aus der
Situation wieder heraus zu finden. Oft bedeutet das eine Gratwanderung: genau
hinsehen (ohne Drohungen oder unüberlegte Reaktionen), gleichzeitig erste
Anzeichen und Warnhinweise erkennen und Hilfestellungen geben, ohne dem
Jugendlichen die Eigenverantwortung abzunehmen. Hier benötigen neben den
Betroffenen auch die Angehörigen Rat und Hilfe. Diese gibt es z.B. in der
Suchtberatung des Caritasverband Brilon (Tel. 02961 3053) mit der Zweigstelle
in Meschede – anonym und kostenlos.
Neben Alkohol, Haschisch und Marihuana locken auch viele chemische Drogen – und
oft genug kennen sich gerade Erziehungsberechtigte nicht aus, was von den
Jugendlichen überhaupt konsumiert wird und welche Wirkungen die einzelnen
Suchtmittel haben.
Droge Nummer eins bleibt aber nach wie vor der Alkohol.
Im Vergleich zu anderen Städten ist exzessiver Alkoholkonsum von unter 18-Jährigen
in Brilon noch weniger offensichtlich. Zahlen aus den vergangenen Jahren aus
dem Städtischen Krankenhaus
Maria-Hilf
Brilon
bestätigen dies, doch geht auch hier die Kurve deutlich nach oben: nach zwei
Fällen in 2006 (behandelte Jugendliche im Briloner Krankenhaus nach exzessivem
Alkoholkonsum) wurden 2007 15 Fälle gezählt; allein von Januar bis Mai 2009 gab
es bereits sieben Fälle.
Ein Dilemma sei, dass es im heimischen Raum keine suchtspezifischen und
ambulanten Hilfen für Kinder und Jugendliche gebe, erklärte Simone Ricke.
Allerdings sei der Gang zur Beratungsstelle immer der Richtige, denn hier könnten
die entsprechenden Weichen gestellt werden. Und natürlich ist auch bereits im
Vorfeld, präventiv, der Gang zur Beratung der Richtige. Erste Anzeichen oder
Auffälligkeiten hinsichtlich des Alkoholkonsums sollten immer ernst genommen
werden
.
„Hilfe durch Liebe und Konsequenz“ – dieses Stichwort fasst zusammen, was
letztlich wirksam ist. Den Jugendlichen niemals fallen lassen und doch die
nötigen Grenzen aufweisen. Und die sehen bei jedem Betroffenen anders aus.
Daher ist die individuelle Beratung und Hilfestellung von „Fall zu Fall“
erforderlich. Und Betroffenen wie Angehörige sollten sich nicht scheuen, den
Schritt zur Beratung zu gehen und Hilfe anzunehmen.
Pressemitteilung
Erst der Spaß und dann das Koma
Erschienen am:
27.06.2009
Beschreibung