Brilon.
Über 1,5 Millionen pflegebedürftige Menschen werden
in Deutschland zu Hause versorgt: Durch Angehörige und Nachbarn, durch
ambulante Pflegedienste und zunehmend auch durch mittel- und osteuropäische
Frauen. Insbesondere in Fällen, in denen eine Betreuung rund um die Uhr notwendig
ist, werden ausländische Haushaltshilfen eingesetzt.
Ihre Beschäftigung erfolgt in der Regel in einer rechtlichen Grauzone oder ist
sogar illegal, ihre Arbeit unterliegt meist keiner Kontrolle und auch sie
selber sind oftmals ohne Schutz.
In Zusammenarbeit mit der Caritas Polen unterstützt nun der Caritasverband Brilon
nach der Caritas in Soest, Paderborn und Olpe mit ihrem neuen Angebot „Caritas
24 – zuhause gut betreut“ die pflegebedürftigen Menschen und die ausländischen
Arbeitskräfte gleichermaßen.
Interessierte Arbeitskräfte werden in Polen geschult und auf eine Tätigkeit in
deutschen Haushalten vorbereitet. Die Arbeitsvermittlung selber erfolgt
durch die Zentrale Auslands- und Fachvermittlung der Agentur für Arbeit mit
Sitz in Meschede. Die Caritas leistet in Abstimmung mit dem Pflegebedürftigen
und dessen Angehörigen die Koordination, Unterstützung und Begleitung. Arbeitgeber
sind der Pflegebedürftige bzw. dessen Angehörige. Grundvoraussetzung für die
Beschäftigung einer Haushaltshilfe ist das Vorliegen einer Pflegestufe, der
Nachweis nach § 45a SGB XI, bzw. einer Erblindung.
Das Mindest-Brutto-Gehalt für die polnischen Frauen ist tariflich festgelegt,
die Beschäftigung erfolgt sozialversicherungspflichtig. Gerade in der aktuellen
Diskussion um Mindestlöhne setzt sich die Caritas für die Einhaltung geregelter
Lohn-, Arbeits- und würdevoller Lebensbedingungen ein.
Polnische Haushaltshilfen dürfen hauswirtschaftliche Tätigkeiten und notwendige
pflegerische Alltagshilfen einschließlich der sozialen Betreuung verrichten.
Die Leistungserbringung im Sinne der Krankenversicherung ist nicht zulässig.
Die qualitätsgesicherte professionelle Begleitung und Beratung wird durch die
Caritas-Sozialstation vor Ort gewährleistet. Damit unterliegen die
Haushaltshilfen sowohl einer Kontrolle ihrer Arbeit, sehen aber auch ihre eigenen
schutzwürdigen Interessen gewahrt. Die Aufenthaltsdauer der polnischen Frauen
wird individuell abgestimmt.
Durch die Zusammenarbeit der legalen Haushaltshilfen und den Mitarbeiterinnen
der Sozialstationen wird so eine qualifizierte Pflege und Betreuung von hoch betagten
oder dementiell veränderten Patienten in ihrer häuslichen Umgebung möglich.
Der Caritasverband Brilon setzt sich außerdem dafür ein, dass die polnischen
Frauen durch die örtlichen Caritaskonferenzen begleitet werden, die ihnen auch Freizeitkontakte
ermöglichen. Darüber hinaus wird dafür gesorgt, dass ein regelmäßiger
telefonischer Kontakt zu den Familien und Angehörigen in Polen möglich ist.
Das Projekt wurde in enger Abstimmung mit dem Caritasverband Polen und dem
Projektträger – dem Caritasverband für das Erzbistum Paderborn – entwickelt.
Bei einem Besuch im Erzbistum Paderborn im vergangenen Jahr bestätigten der
Vorsitzende der Caritas Polen Prälat Dr. Marian Subocz und weitere polnische
Priester, wie froh gerade die Familien in ihrem Land über das zusätzliche
Einkommen seien. Subocz selbst begrüßte es, dass durch die Kooperation „ein
drängendes Problem endlich angepackt wird“.
Auch auf politischer Ebene löste das Projekt bereits positives Echo aus. So
lobte jetzt Irena Lipowicz, Sonderbotschafterin der Republik Polen für die
deutsch-polnischen Beziehungen und Bürgerrechtsbeauftragte des Parlaments, bei
einem Besuch in Paderborn das Anliegen des Projektes. „Die Würde und die Recht
der Frauen werden hier in guter Weise berücksichtigt“, betonte sie in einem
Gespräch mit Diözesan-Caritasdirektor Josef Lüttig.
Ansprechpartnerin zum Projekt beim Caritasverband Brilon ist Koordinatorin
Mariola Grieger, die sowohl deutsch als auch polnisch spricht. Zu erreichen ist
sie über die Telefonnummer 02961 96570 (an der Zentrale des Seniorenheims St.
Engelbert Brilon). Frau Grieger steht für alle Fragen rund um das Thema
polnische Haushaltshilfen gerne zur Verfügung.
Intensive Beratung im Vorfeld ist wichtig. Diese leistet beim Caritasverband
Brilon Mariola Grieger (Mitte), hier im Bild mit Caritas-Geschäftsführer
Heinz-Georg Eirund und Caritas-Fachbereichsleiterin Karen Mendelin.