Brilon. Um den Menschen die bestmögliche Lebensqualität auch beim Wohnen anzubieten und die gestiegenen Gesetzeslagen einzuhalten, hat der Caritasverband Brilon in den vergangenen Jahren die gesamte Wohnhauslandschaft modernisiert und umgebaut. Das einzige noch ausstehende Objekt ist das Dechant-Ernst-Haus an der Gartenstraße. Es ist das erste Wohnhaus für Menschen mit Behinderung in Brilon, das bereits 1981 bezogen wurde. Das Dechant-Ernst-Haus soll nun gänzlich neugebaut werden, und zwar – wie berichtet – am Schönschede auf Sichtweite zum Krankenhaus.
Für die Baumaßnahme hat die Caritas Brilon jetzt ganz offiziell grünes Licht bekommen: „Die Baugenehmigung von der Stadt Brilon liegt vor“, freut sich Vorstand Heinz-Georg Eirund mit Rückblick auf den Oktober 2018. Damals hatten Anwohner Bedenken über den Bau des neuen Wohnhauses für Menschen mit Behinderung in ihrer Nachbarschaft formuliert. Der geplante Neubau folgt den Vorgaben des Wohn- und Teilhabegesetzes, das u. a. eine 80-prozentige Einzelzimmerquote fordert. Die kann das alte Dechant-Ernst-Haus, das ehemalige Geschäftshaus Kaefer, nicht erfüllen, sodass der Neubau nötig wird. Dort haben bis März 44 Erwachsene mit einer Behinderung gewohnt.
Aktuell wohnen 26 Menschen mit Behinderung an der Gartenstraße. 18 Bewohner sind bereits aus- und umgezogen, unter anderem auch in das neue St. Liboriushaus in Winterberg, das im März bezogen wurde. Das Winterberger Wohnhaus ist der erste Bau, der das Dechant-Ernst-Haus ersetzen soll. Die verbleibenden Bewohner wollen in den Neubau am Schönschede ziehen.
Das neue Dechant-Ernst-Haus ist auf 24 Plätze ausgelegt und wird auf zwei Etagen eine Wohnfläche von insgesamt 1.122 Quadratmeter umfassen. Geplant sind zwei Wohntrakte mit insgesamt 5.352 Kubikmeter umbautem Raum. Es werden Menschen mit geistigen und schwerst-mehrfachen Behinderungen einziehen. Die meisten Bewohner werden werktags in den Caritas-Werkstätten St. Martin arbeiten.
Das Grundstück bietet optimale Lebensqualität. Auch eine Bushaltestelle ist vor Ort eingeplant. Der Kiosk und das Café im Krankenhaus sind ebenfalls schnell zu erreichen. „Jetzt hoffen wir auf einen zügigen ersten Spatenstich, damit das Haus schnell fertig wird und die Menschen einziehen können“, betont Vorstand Heinz-Georg Eirund. Die Caritas Brilon will in den Neubau 2,6 Millionen Euro investieren.
Das Erbe von Dechant Ernst
Dechant Heinrich Ernst (19.08.1906 bis 23.10.1979) setzte sich bereits Ende der 1970er Jahre als Vorsitzender des Caritasverbandes Brilon für die Rechte von Menschen mit Behinderung ein. Dazu gehörte auch, gut zu wohnen, und zwar nicht irgendwo im nirgendwo, sondern mitten unter den Menschen. So sorgte Dechant Ernst dafür, dass das ehemalige Geschäftshaus Kaefer im Zentrum von Brilon zu einem Wohnhaus für Menschen mit Behinderung umgebaut wurde. Nötig wurde der Bau dieses Wohnhauses, weil immer mehr Eltern ihre erwachsen gewordenen Kinder nicht mehr zu Hause versorgen konnten. Dechant Ernst gehört mit seinem Engagement zu den Pionieren der modernen Behindertenhilfe im Sauerland. „Dieses Andenken wollen wir in Ehre halten, sodass das neue Haus den Dechant Ernst nicht nur als Namens-, sondern auch als Schutzpatron behält“, betont Caritas-Vorstand Heinz-Georg Eirund. Aktuell leben in den sechs Wohnhäusern der Caritas Brilon 176 Menschen mit Behinderung.