Brilon.
Über 200 Teilnehmer konnte Hans-Georg Mutowski, Mitglied des
Heimbeirates der Caritaswohnhäuser für Menschen mit Behinderungen zum
Neujahresempfang in der Volksbank Brilon begrüßen. Vertreter der Kirchen, der Politik
und der Wirtschaft setzten sich im Rahmen einer Podiumsdiskussion mit dem Thema
"Gesundheit und Behinderung" auseinander und verdeutlichten durch
ihre Anwesenheit ihre Solidarität mit behinderten Menschen.
Erhard Scholz, Leiter der Caritaswohnhäuser machte in der Einführung in die
Veranstaltung deutlich: "Die Veränderungen im sozialen Netz unserer
Gesellschaft wirken sich besonders negativ für Menschen mit Behinderungen aus.
Die Kürzung von Leistungen im medizinischen Bereich sind schon jetzt z.B. im
Bereich der Heil- und Hilfsmittel deutlich spürbar."
"Dabei wäre es auch wirtschaftlich gesehen für die Krankenkassen
sinnvoll, mehr in den Bereich der Prävention zu investieren, um chronische
Erkrankungen möglichst auszuschließen. Dies gilt natürlich auch für Menschen,
die nicht mit dem Handicap einer Behinderung leben müssen," so Prof. Dr.
Gerhard Neuhäuser aus Linden. "Wenn wir in dem Bereich der Frühförderung
von Kindern mehr investieren würden, könnte manche Behinderung in ihrer
Entwicklung eingeschränkt werden und damit auch betriebswirtschaftlich gesehen,
Kosten auf Dauer einsparen."
Prof. Neuhäuser sprach sich auch dafür aus, Menschen mit Behinderungen nicht
auf ihre Defizite zu reduzieren, sondern "vor allem ihre Stärken
wahrzunehmen"
Ursula Monnheim, Mitglied der CDU Landtagsfraktion NRW prangerte die
massiven Kürzungen im Haushalt des Landes an: "Wir müssen die Streichung
von Mitteln für Erholungsmaßnahmen, für die Förderung Ehrenamtlicher und im
Bereich der Hauptamtlichen an Schulen und Wohneinrichtungen für Behinderte
erfahren. Dies ist eine Entsolidarisierung mit den Betroffenen und mit deren
Angehörigen, die wir nicht hinnehmen werden."
Michael Brohl, Mitarbeiter des Diözesancaritasverbandes im Referat
Behindertenhilfe machte allerdings auch deutlich, das sich derzeit die
Kostenträger den schwarzen Peter gegenseitig zuschieben: "Es gibt derzeit
kein Gesamtkonzept zur Finanzierung des Gesundheitssystems."
Dr. Ekkehard Bahlo, Präsident der deutschen Gesellschaft für Versicherte und
Patienten befürchtet, dass sich unser Gesundheitssystem in eine
2-Klassengesellschaft entwickelt: "Die die es bezahlen können erhalten
eine entsprechenden Leistung durch Ärzte und Krankenhäuser. Die es sich nicht
leisten können und dazu gehören Behinderte im Besonderen, fallen aus unserem
sozialen Netz heraus."
Dr. Bahlo weiter: "Wir Versicherten finanzieren die gesetzlichen
Krankenkassen. Deshalb haben wir auch ein Recht zu Mitgestaltung dieses
Systems."
"Auch die über 500 behinderten Beschäftigten in unseren Werkstätten
zahlen ihren Beitrag in die gesetzlichen Krankenkassen. Deshalb haben Sie einen
Anspruch auf Gleichbehandlung," erläutert der Geschäftsführer des
Caritasverbandes Brilon, Ulrich Keuthen.
Bedauert wurde sehr, das kein Vertreter der gesetzlichen Krankenkassen
bereit war, sich den Anfragen und Einschätzungen zu stellen.
H.G. Eirund