Brilon.
Vor dem Hintergrund des "reformierten Sozialstaats"
fanden auch in diesem Jahr zum Aktionstag Grundgesetz am 5. Mai zahlreiche
Kampagnen statt. Bundesweit gab es die Aktion "Soziale Landschaft"
als Initiative der Aktion Mensch und der Verbände und Organisationen der
Behindertenhilfe und -selbsthilfe.
Die Behindertenhilfe des Caritasverband Brilon nutzte den Aktionstag, um am
Abend zuvor mit Bürgermeister Franz Schrewe und Albert Hillebrand, Leiter des
Fachbereich Soziales Recht und Ordnungsamt, in einen konstruktiven Dialog zu
treten. So waren die Behinderten der vier Briloner Wohnhäuser im Rathaus
zusammen gekommen, um ihre Anliegen, Wünsche und Vorschläge dem Stadt-Oberhaupt
nahe zu bringen.
Schrewe zeigte sich erfreut über diese Form der Kommunikation und betonte,
dass das Briloner Rathaus seit Jahrhunderten schon immer ein Ort des
Debattierens gewesen sei. Heinz Georg Eirund, Caritas-Geschäftsführer, bedankte
sich nicht nur für die Einladung sondern auch für die Tatsache, dass es in
Brilon für die Behinderten möglich sei, ihre Rechte einzufordern. Und das taten
sie dann auch: verschiedene Punkte, die bereits innerhalb der Wohnhäuser
durchgesprochen worden waren, formulierten die Behinderten noch einmal als ihre
Anliegen. Dabei ging es um viele verkehrstechnische Dinge, wie die Abschrägung
von Bordsteinkanten, bessere Sicherung von Bushaltestellen und Überwegen,
weitere Anbringung von Behinderten-WC's in der Stadt oder auch einen
zuverlässigeren Winterdienst. Franz Schrewe und auch Albert Hillebrand konnten
zu verschiedenen Wünschen ihr Versprechen geben, Verbesserungen einzuleiten.
Manche Umsetzungen werden aber auch am Finanziellen scheitern müssen.
Ein wichtiges Thema, das nicht nur Behinderte betrifft und auch auf jede
andere Stadt übertragbar ist, ist die Diskriminierung durch die Bevölkerung,
meist in Form von Pöbeleien oder Beleidigungen. Hier Veränderungen zu bewirken,
ist wesentlich schwieriger und mühevoller.
Doch es gab auch viel positives Feedback für die Stadtvertreter, die sich
bemühen würden, Brilon zu einem guten Lebensraum zu machen. Als Zeichen so
eines guten Lebensraums - einer sozialen Landschaft - wurden Franz Schrewe und
Albert Hillebrand gebeten, ein 2 mal 3 Meter großes Puzzle mit den letzten
Teilen zu bestücken. Das Puzzle, das die "Soziale Landschaft
Deutschland" darstellt, enthält statt Flüssen und Städten Begriffe wie
Sicherheit, Freiheit, Integration, Reform oder auch Bedrohung und Missstand.
Beide Stadtvertreter kamen der Aufforderung gerne nach und konnten so
symbolisch an der "sozialen Landschaft" mitarbeiten, was sie in der
Realität ebenso versuchen werden.
Manuela Decker