Wiederwahl und eine neue Expertin: Abteilungsleiterin Ines Lammert (DiCV Paderborn) gratulierte auf der Mitgliederversammlung der Diözesan-Arbeitsgemeinschaft der Behindertenhilfe und Psychiatrie im Erzbistum Paderborn dem Vorsitzenden Heinz-Georg Eirund (Caritas Brilon) und der stellvertretenden Vorsitzenden Gabriele Leifels (SKM Lippstadt) zur Wiederwahl. Christina Habig stellte sich auf der Versammlung als neue Referatsleiterin der Behindertenhilfe vor (Foto v. l.). FOTO: CARITAS BRILON / SANDRA WAMERS
Brilon /Paderborn. Zu den Brennpunktthemen in der Eingliederungshilfe gehören die Umsetzung des Bundesteilhabegesetzes für Menschen mit Behinderungen sowie der Fachkräftemangel. Beide Komplexe wurden jetzt auf der Mitgliederversammlung der Diözesan-Arbeitsgemeinschaft der Behindertenhilfe und Psychiatrie im Erzbistum Paderborn (kurz DiAG Behindertenhilfe und Psychiatrie) in der Caritas Werkstatt Hinterm Gallberg in Brilon aufgegriffen. Darüber hinaus standen Vorstandswahlen an.
Corona und Folgen
Die DiAG Behindertenhilfe und Psychiatrie vertritt im Erzbistum Paderborn die Interessen von 155 Einrichtungen und Trägern, die mehr als 9.000 Menschen mit Behinderungen beraten, betreuen, bilden und fördern. Auch mit Blick auf Angehörige und Kooperationspartner in den Behörden ist es ein großer Kreis von Menschen, der knapp drei Jahre lang besondere Herausforderungen erleben musste - Stichwort: Corona. "Trotz großer Vorsicht und Konsequenz hatten nicht alle Träger das Glück, unbeschadet durch diese Zeit zu kommen. Krankheit und auch Tod haben uns ereilt, daran muss nochmals erinnert werden. Zugleich hat diese Zeit auch neue Formen des Zusammenhalts bewirkt", sagte Heinz-Georg Eirund, Vorsitzender der DiAG Behindertenhilfe und Psychiatrie Behindertenhilfe und Vorstand des Caritasverbandes Brilon. Heinz-Georg Eirund kritisierte und appellierte: "In der Eingliederungshilfe müssen wir erkennen, dass wir nicht vorrangig im Blickfeld der Gesellschaft und Politik stehen. Daran müssen wir arbeiten." Aber die Pandemie habe auch bei "allen differenzierten Reaktionen mit großen Emotionen" enormes Vertrauen bei den Menschen mit Behinderungen und Angehörigen aufgebaut. "Wir sind berechenbar, verlässlich und treu. Das ist in unsicheren Zeiten sehr wertvoll", betonte Vorsitzender Eirund.
Bundesteilhabegesetz im Blick
Die Umsetzung des Bundesteilhabgesetzes (BTHG) war ebenfalls Thema auf der Versammlung. Das BTHG soll Menschen mit Behinderungen mehr Teilhabe am Leben in der Gemeinschaft ermöglichen. Damit verbunden sind zahlreiche Neuerungen für Betroffene, beispielsweise die Feststellung des individuellen Hilfebedarfs über ein neues Bedarfsermittlungsinstrument.
Über den aktuellen Umsetzungsstand der praktischen Anwendungen des Gesetzes, die im Landesrahmenvertrag nach § 131 SGB IX geregelt sind, berichteten Ines Lammert, Abteilungsleiterin der Kinder-, Jugend-, Familien- und Behindertenhilfe vom Diözesancaritasverband Paderborn, mit ihrem Expertinnen-Team. "Bei allem Qualitätsgewinn, die das BTHG den Menschen mit Behinderungen bringt, ist eine harsch kritisierte Sollbruchstelle die von Politik und Kostenträgern angestrebte Budgetneutrale, welche die Anbieter vor Probleme stellt", sagte Vorsitzender Eirund.
Behindertenhilfe in Umbruchzeiten
Auch das Leben und Arbeiten in den Einrichtungen der Behindertenhilfe wird von den Neuordnungen in den aktuellen unruhigen Zeiten beeinflusst: Klima-Wandel, Digitalisierung, Angriffskrieg auf die Ukraine. AG-Vorsitzender Heinz-Georg Eirund erinnerte dankend daran, dass einige Träger Menschen mit Behinderungen, die aus der Ukraine flüchten mussten, in ihren Einrichtungen aufgenommen haben. Im Angesicht aller Unsicherheiten steht auch die Grundsatzfrage nach der Verteilung geringer werdender Mittel an: "Was bleibt übrig für die Sozialsystem und wie gestalten wir den internen Verteilungskampf in dem System?"
Fachkräftekampagne
Fachkräftemangel herrscht (zukünftig) ebenfalls in der Behindertenhilfe. Zahlen, Daten, Fakten und Prognosen zu dem Negativtrend stellte Gastreferentin Ute Dohmann-Bannenberg vom Caritas Behindertenhilfe und Psychiatrie e.V. (CBP) vor. Nach einer CPB-Umfrage unter 27 Trägern von Einrichtungen der Eingliederungshilfe mit 1878 Fachkräften in NRW werden 10 Prozent altersbedingt bis zum 31.12.2027 ausscheiden. Bis zum Jahr 2033 müssen sogar 33 Prozent der Fachkraft-Stellen neu besetzt werden. Im Gegensatz zum bekannten Pflegemangel in der Seniorenhilfe und in Krankenhäusern sei die Personalbrisanz in der Behindertenhilfe sowohl von Politik als auch Gesellschaft bis dato nur marginal wahrgenommen worden. Dieses soll durch eine bundesweite wie konzertierte Fachkräftekampagne für die Heilerziehungspflege geändert werden.
Wahlen und Abschiedsdank
Auf der Mitgliederversammlung der Diözesan-Arbeitsgemeinschaft der Behindertenhilfe im Erzbistum Paderborn wurden Heinz-Georg Eirund (Caritasverband Brilon) als Vorsitzender und als stellvertretende Vorsitzende Gabriele Leifels (Sozialdienst Katholischer Männer Lippstadt) wiedergewählt. Mit einem großen Dankeschön für ihr jahrzehntelanges Engagement wurde Elke Krause verabschiedet. Elke Krause (Caritasverband Dortmund) war seit 2003 im Vorstand der DiAG Behindertenhilfe und Psychiatrie aktiv.