Brilon/HSK.
„Die Arbeit am Glück der Familie bringt Glück – wenn sie gelingt!“ So beschrieb
zum 20. Geburtstag der Sozialpädagogischen Familienhilfe Referentin Prof. Dr.
Elisabeth
Jünemann
die wichtige Arbeit der
SPFH-Mitarbeiterinnen
, deren Leiterin Hiltrud Götte diesen
Dienst des Caritasverband Brilon am 1. August 1989 mit aufbaute.
Nun wurde am Mittwoch, 30. September, das Jubiläum mit einer
Fachtagung
im Briloner Pfarrzentrum begangen.
Glückwünsche und vor allem ein großes Dankeschön überbrachte für den
Caritasverband Geschäftsführer Heinz-Georg Eirund: Als Träger sei man „sicher
und stolz, dass dieser wesentliche Beitrag zur Entwicklung der Gesellschaft mit
viel Herzenswärme durch die Mitarbeiterinnen“ geschenkt werde.
Mit Augenzwinkern warf „Philomena
Unweis
“ (alias
Caritas-Mitarbeiterin Uta Weigand) einen besonderen Blick auf die
Familienhilfe: sie habe als „Ungelernte“ selbst Kinder bekommen und sei
gespannt auf die Tipps der Pädagoginnen, welche Spielsachen nun die richtigen
seien für das sich ankündigende Enkelkind, das bereits „durch Mozarts Kleine
Nachtmusik schlau gemacht“ werde.
Ernsthafter gingen die beiden Gastreferenten an das Thema der
Fachtagung
„Brennpunkt Familie“ heran, die die Perspektiven
von Familien- und Jugendhilfe einmal aus ethischer, zum anderen aus rechtlicher
Sicht beleuchteten.
Prof. Dr.
theol
. Elisabeth
Jünemann
,
Dozentin an der Kath. Hochschule Paderborn, stellte die Liebe und Solidarität
innerhalb sowie funktionierende Rahmenbedingungen außerhalb als Grundlagen zum
Gelingen von Familie in den Mittelpunkt. Ein Mangel an Liebe könne zur Katastrophe
führen. Dass Familien heute schneller als zu früheren Generationen scheiterten,
liege auch an der größeren Freiheit, die immer auch größeres Risiko bedeute.
Rollenmuster oder bestimmte Grenzen sind aufgeweicht und können kaum noch Halt
geben. Anstatt Familien zu stärken und kompetenter zu machen, neige man dazu,
z.B. Kinder aus Familien herauszuziehen. Das Gefüge der Familie selbst bleibe
so aber instabil. „Familien sind selten überfordert, sondern sehr oft
unterfördert“, hieß dann auch eine von
Jünemanns
aufrüttelnden Thesen. Die Arbeit der Familienhilfe lobte sie als „Arbeit im
Auftrag der Gesellschaft und im Auftrag Gottes“.
Prof. Dr. jur. Christopher Beermann, ebenfalls Dozent an der Kath. Hochschule
Paderborn, gab Einblick in die gesetzlichen Grundlagen: der Staat sehe das Kindeswohl
sowie das „natürliche Recht und Pflicht der Eltern“ untrennbar miteinander
verknüpft und sei zunächst in seiner Rolle sehr zurück genommen. Der viel
beachtete und diskutierte Paragraph 8a des SGB zur „Kindeswohlgefährdung“ könne
aber in Richtung schnellere Intervention gehen. „Kann sich die Jugendhilfe
diesem Sog entziehen?“ fragte Beermann und sprach besonders den freien Trägern
die besondere Verantwortung zu, Konflikte ohne den Staat zu lösen und die
„Juristen als Feuerwehr“ zu sehen, wenn es wirklich einmal brenne.
In der anschließenden Podiumsdiskussion stellten sich neben den Referenten auch
Hiltrud Götte sowie Ferdi Lenze (Mitglied des Jugendhilfeausschusses) und
Bernhard
Schrader
(Dekanat Hochsauerland-Ost) den
Fragen und Antworten der Gäste. Die Moderation übernahm
Raimond
Pröger
vom Referat Erziehungshilfen beim
Caritasverband für das Erzbistum Paderborn.
Patentrezepte für funktionierende Familien haben weder Politik noch Kirche: es
könne sicher seitens der Politik noch mehr getan werden, so Ferdi Lenze.
Bernhard
Schrader
gab zu, dass es in der pastoralen
Arbeit schon Einblickmöglichkeiten in die Familien gäbe, aber die klassische
Seelsorge doch immer kürzer komme. Vernetzung mit anderen Diensten und
Einrichtungen stehe im Mittelpunkt.
Hiltrud Götte und Uschi
Kosse
erzählten eindrucksvoll
von der Familienarbeit der SPFH, deren Mitarbeiterinnen auch durch die
schwieriger werdenden Rahmenbedingungen immer weniger Zeit für die einzelnen
Familien aufbringen könnten. Zudem sei die Krux, dass immer nur ein Dienst in
einer Familie tätig sein dürfe, oftmals aber gerade die Zusammenarbeit
fruchtbar sei.
Eine klare Absage ging an einen möglichen „Erziehungsführerschein“: Familien
dürften nicht unter Generalverdacht gestellt werden, so Dr. Beermann.
Die SPFH als Fachdienst der Erziehungshilfen für den Einzugsbereich des
Jugendamtes des Hochsauerlandkreises führt in vielen Arbeitseinsätzen der SPFH
weg von einer individualisierenden, problemorientierten zu einer ressourcen-
und
lösungsorientierten
Arbeit. „Familie als Ganzes“
wird als Adressat der Hilfe angesehen und alle Familienmitglieder werden sowohl
als Einzelperson und in ihren Beziehungen untereinander in den Hilfeprozess mit
einbezogen.
Zur Zeit
befinden sich13 Familien mit 53
Kindern in der laufenden Betreuung.
Hiltrud Götte wünschte sich abschließend „weiter konstruktiv in Gespräch und
Zusammenarbeit zum Wohle der Kinder zu bleiben“!
Pressemitteilung
Wichtige Arbeit im Auftrag der Gesellschaft
Erschienen am:
03.10.2009
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