Hochsauerlandkreis. Deutschland braucht eine Pflegewende. Diesem Appell schließen sich zum Internationalen Tag der Pflege am 12. Mai auch die acht Mitgliedsverbände der Arbeitsgemeinschaft Freie Wohlfahrtspflege im Hochsauerlandkreis mit insgesamt über 3.300 Mitarbeitern an. Die konkreten Forderungen lauten: Mehr Zeit für Pflege! Mehr Abbau von Bürokratie! Mehr Anerkennung für Pflege! Und auch mehr Geld für die Pflege, um deren Zukunft zu sichern! Gefordert wird eine Pflege, in welcher der Mensch im Mittelpunkt steht.
„Die Folgen der chronischen Unterfinanzierung der Pflege liegen auf der Hand“, sagt Christian Stockmann, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Freie Wohlfahrtspflege HSK: „Arbeitsverdichtung bei den Pflegekräften, weniger Zeit für die zu pflegenden Menschen. So, wie es ist, kann es nicht weitergehen. Pflege ist weit mehr als die Verrichtung von Handgriffen zur Sicherung von Körperhygiene oder medizinischen Verrichtung. Pflege ist Begegnung und Kommunikation.“ Dieser unsagbar wert- und würdevolle Dienst am Nächsten wird in den insgesamt über 70 ambulanten, teil- und stationären Diensten und Einrichtungen von Arbeiterwohlfahrt, Caritas, Diakonie sowie von dem Paritätischen und Deutschen Roten Kreuz, die sich in der Arbeitsgemeinschaft im HSK zusammengeschlossen haben, tagtäglich mit Herz, Hand und Verstand aufs Neue erfüllt.
„Was bis dato jedoch noch nicht ausreichend erfüllt wurde, ist das Versprechen, die Rahmenbedingungen des Pflegealltags auf die Leistungen der Pflegenden und die Bedürfnisse der zu Pflegenden und ihrer Angehörigen anzupassen“, kritisieren Christian Stockmann und Heinz-Georg Eirund von der Arbeitsgemeinschaft Freie Wohlfahrtspflege. Mit dem zum ersten Januar gestarteten Pflegestärkungsgesetz sei ein erster richtiger und wichtiger Schritt getan worden. „Viele weitere müssen jedoch folgen“, betont Christian Stockmann, denn verbessert sich auf Dauer nicht die Finanzierung wie auch das Ansehen der Pflege samt zugehöriger Berufe, so verwaisen vor allem in den ländlich geprägten Regionen wie das Sauerland noch weitere Landstriche. „Das Thema Pflege geht uns also alle an“, sagt Stockmann auch mit Blick auf den demographischen Wandel, „und das nicht erst, wenn wir alt oder krank sind.“
Die derzeitige „Pflege im Minutentakt und für das Papier“ rechnet sich nicht. Allein die überbordende Bürokratie verschlingt jährlich bundesweit fast drei Milliarden Euro. Konkret am Beispiel heißt das: Bei 60 Patienten einer Sozialstation werden ganze 2,3 Vollzeitstellen allein für die Dokumentation gebraucht. Deutschlandweit sind 68.000 Mitarbeiter in deutschen Pflegeeinrichtungen mit nichts anderem als mit der Dokumentation beschäftigt. Geld und auch Zeit, die besser in und am Menschen investiert werden sollten. Angesichts der schlechten Rahmenbedingungen entscheiden sich immer weniger junge Menschen für einen Beruf in der Senioren- und Krankenpflege, obwohl der Bedarf wächst – und das nicht nur stetig, sondern auch rasant, so auch im Hochsauerlandkreis. „In der Region steigen bereits seit 2012 nur die Bevölkerungszahlen für die Altersgruppe der über 65-Jährigen an. Alle anderen, jüngeren Jahrgänge sind rückläufig“, betont Christian Stockmann und Heinz-Georg Eirund ergänzt: „Das ist die Zukunft, die wir nur gemeinsam gut gestalten können. Deshalb wünschen wir uns einen gesamtgesellschaftlich-solidarischen Schulterschluss mit den Menschen, die pflegen und gepflegt werden.“
Info: „Pflege steht auf!“
Unter dem Motto „Pflege steht auf!“ werden auch Mitarbeiter aus den acht Mitgliedsverbänden der Arbeitsgemeinschaft Freie Wohlfahrtspflege im Hochsauerlandkreis zum Internationalen Tag der Pflege am 12. Mai in Paderborn auf die Straße gehen. Gemeinsam mit Kollegen und Auszubildenden soll für bessere Bedingungen in der Pflege geworben und zugleich der Berufsstand gefeiert werden. Denn „pflegen kann nicht jeder.“