Brilon/HSK.
Trägerübergreifende Vernetzung und Verknüpfung haben
sich die Mitwirkenden des „Netzwerks gegen sexuelle Gewalt an Menschen mit
Lern- und geistiger Behinderung“ seit der Gründung im Mai 2010 auf die Fahnen
geschrieben.
Der Caritasverband Brilon als Initiator in Kooperation mit dem
Diözesan-Caritasverband Paderborn hatte gleich zahlreiche Partner gewinnen
können: u. a. Vertreter des LWL-Wohnverbundes Marsberg, der Frauenberatungsstelle
Meschede, des Gesundheitsamtes HSK, des Berufskollegs Olsberg und der Förderschule
an der Ruhraue Olsberg, des Weißen Rings, SkF Brilon, Josefsheim in Bigge,
Sozialwerk St. Georg und der Diakonie – um an dieser Stelle nur einige zu
nennen - trafen sich zum mittlerweile 5. Mal.
Das Thema Sexualität bei Menschen mit geistiger Behinderung erfährt gerade beim
Caritasverband Brilon schon seit vielen Jahren große Aufmerksamkeit. Seit 1993
besteht in den Caritas-Wohnhäusern die sexualpädagogische AG, die durch Workshops
und Projekte das Thema umfassend aufgreift. Außerdem wurden und werden drei Präventionsfachkräfte
für die Fachbereiche Arbeit für Menschen mit Behinderung, stationäres und
ambulant betreutes Wohnen ausgebildet. In enger Zusammenarbeit mit der
sexualpädagogischen AG werden hier Angebote und Kurse zur sexuellen Aufklärung
geplant, die auch die Bewusstseinsbildung für Situationen, in den sexuelle
Belästigung droht, thematisieren und so einen wichtigen Grundstein legen, um
Sexualität zu enttabuisieren und präventiv gegen sexuelle Gewalt zu wirken.
Natürlich gehören auch die Beratung und Begleitung von Betroffenen, Angehörigen
und Mitarbeitern dazu sowie die Weitervermittlung von externen Hilfen, die oft
die anderen Teilnehmer am Netzwerk mit einschließt.
Die „Netzwerker“ zogen nun eine erste Zwischenbilanz. Nachdem zu allen Treffen
immer wieder Fachleute verschiedenster Bereiche eingeladen worden waren, die
aus ihrer Praxis berichteten (z. B. Manfred Oehm und Herbert Segref als
Opferschutzbeauftragte der Polizei im HSK, Gabriele Kersting von der
Frauenberatungsstelle Meschede, Martha Völlmecke vom Weißen Ring), konnte in
erster Linie festgestellt werden, welche Hilfen und Angebote bereits bestehen,
wie sie arbeiten und funktionieren.
Inhalte und Materialien wurden ausgetauscht und weitere Kontakte zu „Externen“
geknüpft, wie zu Krankenhäusern oder Gynäkologen.
„Das wichtigste ist, voneinander zu wissen“, erklärt Daniela Bange, eine der
drei Präventionsfachkräfte beim Caritasverband Brilon, die schlichte aber
wirkungsvolle erste Regel in der Zusammenarbeit.
Als nächstes soll es darum gehen, noch mehr Vermittler zu finden, die in der
Lage sind, Menschen mit Behinderung in ihrer Notlage oder mit ihrem Problem zu
erkennen, ihnen das Gespräch über ihre Situation zu erleichtern. Ganz praktisch
gehört dazu auch eine bauliche Barrierefreiheit, etwa in Arztpraxen oder
konkret in der Beratungsstelle „Frauenzimmer“, damit eine Gehbehinderung nicht
an der Chance zur Hilfe hindert. Aber auch „menschliche“ Barrierefreiheit ist
gefragt: wo sind Fachleute im medizinischen oder psychotherapeutischen oder
juristischen Bereich, die sich mit sexuellem Missbrauch an Menschen mit
Behinderung auskennen, ihre Art der Hilferufe richtig deuten können? Bedarf es
hier auch Änderungen und Hilfen seitens der politischen Entscheidungsträger?
Insgesamt hat sich bisher gezeigt, dass schon viele Hilfen bestehen, die auf
diese Weise vernetzt bereits einiges bewirken können – dass andererseits aber
noch mehr oder auch noch andere Angebote zum Thema notwendig sind. Dieses zu
konkretisieren und entsprechende Maßnahmen einzuleiten bzw. zu fordern, wird
zukünftige Aufgabe des Netzwerkes sein.
Das Netzwerk als Projekt ist beim Diözesancaritasverband Paderborn zum Ende des
Jahres 2010 ausgelaufen. Zur Sicherung der Nachhaltigkeit hat sich der
Caritasverband Brilon bereit erklärt, für eine Weiterführung die Leitung zu
übernehmen. Daher wechselte nun auch das dazugehörige Leitungsteam: Daniela
Bange, Anne Klaholz und Julia Westermann (alle drei Präventionsfachkräfte)
teilen sich nun diese Aufgabe. Helmut Schäfer (Fachbereichsleiter
Behindertenhilfe beim Caritasverband Brilon) verabschiedete Barbara
Wirsing-Kremser beim 5. Treffen und dankte ihr für ihr Engagement.
Das nächste Netzwerktreffen wird am 18. Mai wieder in den Räumen der
Caritas-Werkstatt Hinterm Gallberg stattfinden.
Ein Teil der „Netzwerker“ beim 5. Treffen im Februar. Barbara Wirsing-Kremser (vo. 3. v. li.), die die Leitung abgab, wurde als Dank mit einem Blumenstrauß verabschiedet.